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Buß- und Bettag: Schulen klagen über Chaos

Bildungsverwaltung gibt Protestanten komplett frei. Lehrer müssen geplante Klausuren verschieben.

Der bevorstehende Buß- und Bettag stellt Berlins Schulen vor Probleme. Zurzeit ist völlig offen, wie viele der rund 100 000 evangelischen Schüler am Mittwoch zum Unterricht erscheinen werden, nachdem vor wenigen Tagen entschieden worden war, dass sie wegen des Feiertags zu Hause bleiben könnten. Das bedeutet, dass viele Schulen Klausuren verschieben müssen, was Empörung auslöst. Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren forderte von der Bildungsverwaltung „mehr Verlässlichkeit“.

Zur Unsicherheit trägt bei, dass die Schulen gar nicht wissen, wer evangelisch ist. Sie erfassen nur die Teilnehmer am Religionsunterricht. Das aber ist kein eindeutiges Kriterium, weil einerseits nicht alle evangelischen Schüler den Unterricht besuchen, andererseits aber etliche konfessionslose oder andersgläubige Schüler dabei sind. Einige Schulen haben deshalb den Kindern jetzt Fragebögen mit nach Hause gegeben, um zu erfahren, mit wem sie am Mittwoch rechnen können. Andere Schulen lassen sich überraschen. „Wir können gar nicht abschätzen, was passiert“, sagt Ulrich Janotta vom Werner-von-Siemens-Gymnasium. Deshalb seien die Klausuren wieder gestrichen worden. Dass die Bildungsverwaltung so kurzfristig schulfrei gewähre, „hat uns schier vom Hocker gehauen“.

Wie berichtet, hatte die Verwaltung entschieden, dass evangelische Schüler am Reformations- sowie Buß- und Bettag schulfrei bekommen können. Bisher galt das nur für die Dauer eines Gottesdienstbesuchs. Vorangegangen war eine Anfrage der evangelischen Kirche, die bemängelte, dass zwar muslimische, jüdische und katholische Schüler an ihren Feiertagen schulfrei haben, aber die evangelischen nicht. Diese Anfrage sei allerdings schon im Frühjahr erfolgt, sagt Kirchenschulrat Martin Spieckermann. Warum man so lange brauchte, die Sache zu entscheiden, könne er nicht nachvollziehen. Die Bildungsverwaltung hält die Probleme für „lösbar“. Klausuren müssten schließlich auch verschoben werden, wenn ein Lehrer erkranke, wandte Sprecher Jens Stiller ein. Letztlich sei es um eine gerechte Lösung gegangen.

Das tröstet die Schulen kaum. So muss das Britzer Albert-Einstein-Gymnasium etwa 20 Klausuren verschieben. Im Kollegium gebe es Empörung und unter den Schülern Unverständnis über die kurzfristige Neuregelung, berichtet Direktor Holger Ambrosius. Der Zeitplan sei „ausgeknautscht“. Solange die Schüler sich nur zum Gottesdienstbesuch hätten befreien lassen können, hätten die Klausuren vor- oder nachher stattfinden können.

Probleme gibt es auch in den Grundschulen. Sie habe alle Eltern angemailt, um zu erfahren, wer sein Kind an dem Tag zu Hause behalten wolle, berichtet Dorothea Ferrari von der Heiligensee- Grundschule. Keine Schwierigkeiten sieht Catherine Prahm, die die Reinickendorfer Albrecht Haushofer-Realschule leitet: Da sich die meisten Schüler beim Praktikum oder auf Englandfahrt befänden, seien keine Klausuren angesetzt.

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