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Busunglück in Schönefeld: Angehörige im Ungewissen

Die Telefone der polnischen Botschaft standen nicht still. Lange waren die Namen der Toten nicht klar. Viele Angehörige aus Westpommern fuhren nach Berlin.

Von Sandra Dassler

„Wissen Sie, ob mein Vater überlebt hat?“ „Ich glaube, meine Cousine war auch im Bus.“ – Die Telefone in der polnischen Botschaft in Berlin standen am gestrigen Sonntag keine Minute still. Die meisten aufgeregten Anrufer meldeten sich aus Polen, aber auch aus Deutschland, Spanien und Italien kamen besorgte Anrufe von Menschen, die befürchteten, dass ihre Angehörigen sich in dem verunglückten Reisebus befanden.

Ähnliches spielte sich im Warschauer Außenministerium ab, wo ebenfalls zwei Telefonhotlines geschaltet wurden. In Warschau wie in Berlin wurden an diesem Sonntag schlimme Erinnerungen an den Absturz der polnischen Regierungsmaschine am 10. April dieses Jahres wach, bei dem Präsident Lech Kaczynski und weitere hohe Vertreter der Regierung ums Leben kamen. „Das war auch an einem Wochenende“, sagte eine Botschaftsmitarbeiterin. „Auch damals erfuhren viele von uns zuerst aus den Medien, was passiert war.“

Bereits unmittelbar nachdem klar war, dass der verunglückte Reisebus aus Polen stammte, berichteten der polnische Rundfunk und das polnische Fernsehen ausführlich über das Unglück. Während es zunächst hieß, im Bus seien vor allem junge Leute gewesen, wurde dies später revidiert. „Die Menschen, die bislang hier angerufen haben, erkundigten sich eher nach ihren Eltern“, sagte eine Mitarbeiterin. „So viel wir bisher wissen, sind keine Kinder betroffen.“

Allerdings wussten die Mitarbeiter in der Botschaft und im Außenministerium lange nicht, wer die Toten waren und wer von den Insassen den schweren Busunfall überlebt hatte. „Wir haben jetzt zwar eine Liste mit den Namen jener, die im Bus saßen“, sagte eine Sprecherin am Abend: „Aber wir wissen nicht, wer von ihnen tot oder verletzt ist oder wer überlebt hat.“

Wohl auch deshalb beschlossen einige Angehörige spontan, nach Deutschland zu fahren. Bei den Businsassen soll es sich um Menschen handeln, die in der Forstwirtschaft der Stadt Zlocieniec etwa 70 Kilometer östlich von Szczecin (Stettin) arbeiten. Und um deren Familien.

Der Bürgermeister von Zlocieniec stellte nach Berichten polnischer Medien noch am gestrigen Nachmittag zwei Busse zur Verfügung, um die Angehörigen der Verunglückten nach Deutschland zu bringen. Gerade weil es so viele Schwerverletzte gebe, wolle man jede Chance nutzen, um ihnen beizustehen, hieß es.

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