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BVG: Busverkehr lief stockend an

Nach Ende des Streiks konnten zuerst nur rund 77 Prozent der Busse eingesetzt werden. SPD, Linke, Grüne und FDP sind sich einig, dass die erhöhten Kosten nicht über steigende Ticketpreise weitergegeben werden sollen.

Nach dem Ende des Streiks der BVG-Mitarbeiter ist der Busverkehr gestern holprig angelaufen. Wegen des Reparaturstaus in den Werkstätten konnten am Vormittag zunächst nur 77 Prozent der benötigten Busse eingesetzt werden. Im Laufe des Nachmittags erhöhte sich die Zahl auf 90 Prozent. Laut BVG-Sprecher Klaus Wazlak könne es auch am heutigen Dienstag noch „vereinzelt zu Unregelmäßigkeiten kommen“, deshalb rät er allen Fahrgästen, „besser etwas früher aufzubrechen und Wartezeit einzukalkulieren“. Komplett eingestellt bleiben vorläufig die Linien X11, X21, X76 sowie die Ringlinie 344 um den Hermannplatz.

Auch bei U-Bahnen und Trams gibt es weiterhin einen Reparaturstau, hier werden auch in den kommenden Tagen weniger Waggons pro Fahrt eingesetzt als üblich. Auf manchen U-Bahn-Strecken fahren sechs statt acht, auf anderen vier statt sechs Waggons. Bis zum Wochenende soll die volle Kapazität erreicht sein, sagt BVG-Sprecher Wazlak.

Beim Berliner Fahrgastverband Igeb hat man für die Probleme nach Streikende Verständnis. „Es ist nicht zu vermeiden, dass bei Wiederaufnahme der Arbeit nicht gleich alles klappt“, sagt Jens Wieseke, stellvertretender Vorsitzender. Allerdings sei es „mehr als ärgerlich“, dass die Fahrer nicht schon am Sonntag wieder ihren Dienst aufgenommen hätten. „Das war 24 Stunden zu spät.“ Ein Verdi-Sprecher hatte dies damit begründet, dass zuerst eine ausreichende Zahl von Bussen zur Verfügung stehen müsse – weil die Fahrer sonst fürchteten, von den Gästen „beschimpft und bespuckt zu werden“.

Auf politischer Ebene ging auch gestern die Diskussion weiter, wie die Kosten des neuen Tarifvertrags – die 12 000 BVG-Mitarbeiter sollen im Durchschnitt 4,6 Prozent mehr Lohn erhalten – aufgefangen werden. SPD und Linke, Grüne und FDP sind sich einig, dass die höheren Gehälter nicht zu steigenden Fahrpreisen führen sollen. Die Verkehrsbetriebe müssten die wachsenden Personalkosten durch zusätzliche Einsparungen auffangen, forderten gestern Regierung und Opposition. Nur der Finanzsenator und BVG-Aufsichtsratchef Thilo Sarrazin (SPD) hält es für zwangsläufig, dass die Tickets 2009 teurer werden. Und zwar über den Inflationsausgleich hinaus, der bei etwa zwei Prozent liegen dürfte.

Sarrazins Faustregel: Die öffentlichen Subventionen können nur die Sachkosten ausgleichen. Die Personalausgaben der BVG müssen aus den Fahrpreiseinnahmen finanziert werden. Das gelte auch für den Tarifabschluss, der über zwei Jahre 28,3 Millionen Euro kostet. Bei den Verkehrsbetrieben wird derzeit noch kräftig gerechnet. Denn es gab auch streikbedingte Einsparungen. Andererseits ist unklar, ob die BVG ihren bisherigen Fahrgaststamm behalten wird. Auch über weitere Einsparungen wird nachgedacht. „Wir knautschen an allen Ecken“, sagte ein BVG-Sprecher gestern. Doch allein die Tatsache, dass die Fahrleistung seit 1991 verdoppelt, aber die Beschäftigtenzahl mehr als halbiert worden sei, zeige die begrenzten Möglichkeiten.

Selbst wenn es gelingen sollte, die Tariferhöhungen innerbetrieblich auszugleichen, wird die Verschuldung der BVG von knapp 800 Millionen Euro (2007) auf mindestens 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2012 wachsen. Der Unternehmensvertrag zwischen Senat und BVG, der seit 1. Januar 2008 gilt, begrenzt den Jahreszuschuss aus dem Landeshaushalt bis 2020 auf 250 Millionen Euro – ohne Gelder für Investitionen, Pensionen, Behinderten- und Sozialticket. Das reicht auch in den kommenden Jahren nicht aus, um die BVG in die schwarzen Zahlen zu bringen. sel/za

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