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Sonderzug nach Pankow. Viele sind genervt von den Promi-Ansagen. Frank Zander sagt, er habe gerne an der Aktion teilgenommen.

© Paul Zinken/dpa

BVG: Petition sagt Promi-Ansagen in der U2 den Kampf an

Otto Waalkes, Dieter Hallervorden und Co. sagen in der U-Bahnlinie 2 seit einiger Zeit die Stationen an. Eine Online-Petition fordert jetzt die sofortige Abschaltung. Doch es geht weiter: Im nächsten Monat dürfen normale Bürger ans Mikro.

Sie hätte selbst nicht gedacht, dass sie mal eine Petition starten würde, sagt Ruth Herzberg. Doch irgendwann fand sie: „Es muss jemand was sagen.“ Zu viele Seufzer hat sie gehört und verdrehte Augen gesehen in der U2. Deshalb startete sie ihre Online-Unterschriftensammlung „Für eine sofortige Beendigung der sogenannten Promi-Ansagen in der U-Bahn.“ Über sich selbst möchte Herzberg nur so viel verraten: Sie kommt aus Pankow, ist Mitte 30 und fährt mehrmals die Woche mit der U2 zur Arbeit und zurück.

Der Werbegag der BVG, bei dem Prominente die 29 Stationen der U2 ansagen, läuft in Kooperation mit dem RBB. Wegen Didi Hallervordens Ansage der Mohrenstraße ist die Aktion bereits in der schwarzen Community Berlins in Kritik geraten. Und für viele BVG-Nutzer sind die Sprüche nach knapp einem Monat zur Belästigung geworden, wenn sie etwa Otto Waalkes bei jeder Passage des Sophie-Charlotte-Platzes wachjodelt und -gackert.

Dennoch hat Herzbergs Petition gerade etwas mehr als 100 Unterstützer. Sie wisse ja, dass es wichtigere Themen gebe als U-Bahn-Ansagen, sagt Herzberg. Aber es mache sie einfach wütend, „dass Leute, die früh um fünf in der U-Bahn sitzen und vielleicht einen anstrengenden Job haben, so belästigt werden.“ Die Ansagen seien einfach zu lang. Die Prominenten sagen schließlich nicht einfach die Station an, sondern stellen sich erst noch – teils umschweifend – vor.

Herzberg hat die Online-Petition vorsichtshalber bis zum 26. Februar verlängert. Richtig sinnvoll ist das nicht, denn zum März laufen die Promi-Ansagen sowieso aus. Doch dann folgt Teil zwei der Aktion: Ab März übernehmen Andi aus Spandau, Sabine aus Köpenick und Kurti aus Schöneberg. Die BVG setzt Privatpersonen für die Ansagen ein. Mehr als 300 Züge wird die BVG mit Andi & Co. bespielen.

BVG-Sprecherin versteht Kritik nicht

Qualifiziert haben sich die neuen Sprecher über ihre Aussprache und ihren individuellen Berlin-Bezug. Über Martina aus Schmargendorf erfahren wir auf der RBB-Seite, dass sie mal am Märkischen Museum gewohnt hat. Und, dass sie ein Sprachtalent ist: „Martina könnte ihre Stationsansage gleich in drei Sprachen machen.“ Keine Sorge, Martina tut es nicht.

BVG-Sprecherin Petra Reetz versteht die Kritik nicht. Auch sonst seien sie recht lang und mit Zusatzinformationen bestückt: In welche Fahrtrichtung der Ausstieg erfolgt; die Umsteigemöglichkeiten; der Hinweis auf den Abstand zwischen Ausstieg und Bahnsteigkante. Der Unterschied sei, dass man bei der herkömmlichen Ansage leichter weghören könne. „Wenn wir das drei Jahre lang laufen lassen würden, würde das auch keiner mehr hören“, sagt Reetz. Klingt fast wie eine Drohung. Doch Ende März soll die Aktion dann vorbei sein. Versprochen.

Oder? Ob die technische Umsetzung bei der BVG so schnell erfolgen könne, wisse man nicht, heißt es beim RBB. Sicher ist: Für 70 Berliner wird es zum Abschluss der Aktion eine Entschädigung geben. Ab Montag werden bei einem Gewinnspiel bei Radio Berlin Tickets für einen Platz im „Sonderzug nach Pankow“ verlost. Denn Udo Lindenberg himself gibt am 25. März ein Konzert in der U2.

Bis dahin dürfen sich die Fahrgäste erst einmal auf eine freundliche Begrüßung ihrer Mitbürger im Minutentakt freuen. Die Ansagen von Andi & Co. sind auf der RBB-Webseite nachzuhören. Dort heißt es schon jetzt schwungvoll: „Hallihallo“, „Tachchen“, „Hallo liebe Mitreisende“. Enrico aus Mitte macht es auf Hawaiianisch: „Aloha!“ Na dann servus. Ruth Herzberg ist das alles jetzt erst einmal egal. Wegen des wärmeren Wetters ist sie aufs Fahrrad umgestiegen.

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