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Berlin: BVG schickt Fahrgäste erneut in die Irre

Die Streckensperrung auf der U-Bahn-Linie U 1 wurde ausgedehnt – am Bahnhof Möckernbrücke standen viele vor verschlossener Tür

Das war eine böse Überraschung für viele Fahrgäste der U-Bahn. Wer sich auf den Linien U 1/U 15 in den vergangenen Wochen mühsam darauf eingestellt hatte, am Bahnhof Möckernbrücke in Ersatz-Busse umzusteigen, stand auch dort gestern vor verschlossenen Türen. Jetzt ist nämlich bereits eine Station vorher, im Bahnhof Gleisdreieck, Schluss mit dem Zugverkehr. Bis zum 19. Juni ist der Abschnitt Gleisdreieck – Prinzenstraße gesperrt. Der entsprechende Erstaz mit Bussen verlängert die Fahrtzeit weiter.

Viele Fahrgäste erreichten ihr Ziel dadurch verspätet. Nur wenige hatten sich auf die neue Situation vorbereitet, obwohl die BVG Informationsbroschüren auslegen ließ. Auch auf Plakaten wies die BVG auf die Änderungen hin. Da die Arbeiten und Streckensperrungen jedoch bereits am 24. April begonnen hatten, hatten sich viele Fahrgäste notgedrungen an die Sperrung des Abschnitts zwischen den Stationen Möckernbrücke und Prinzenstraße gewöhnt; mit weiteren Änderungen rechneten sie nicht mehr.

Die BVG, die auf dem 1902 eröffneten Hochbahnabschnitt in Kreuzberg die Viadukte saniert und so genannte Flüsterschienen einbaut, will den Baustellenbereich so kurz wie möglich halten. Deshalb sperrt sie in der auf insgesamt neun Wochen veranschlagten Bauzeit bis zum 20. Juni unterschiedliche Abschnitte.

Für Fahrgäste sind die Wege vom Bahnsteig zu den Bussen mühsam. Sie führen über viele Treppenstufen, denn die Bahnhöfe Gleisdreieck und Möckernbrücke haben keinen Aufzug, an der Prinzenstraße gibt es nur eine Anlage am Bahnsteig Richtung Warschauer Straße.

Und wer dann vor einem Bus steht, kann noch lange nicht sicher sein, dass er auch den „Schienenersatz-Bus“ erwischt. Immer wieder kommt es vor, dass Fahrgäste in Linienbusse einsteigen, die dann einen ganz anderen Weg nehmen. Nach Berichten von Lesern schauten die Fahrer dabei oft stumm zu, wie sich ihr Bus füllte. Ein Hinweis, dass es sich nicht um den Schienenersatzverkehr handelt, unterblieb. Auch Touristen, die kein Deutsch verstehen, haben Pech. Wie bei früheren Sperrungen übersetzt die BVG ihre Hinweise, die sporadisch über Lautsprecher auf den Bahnhöfen durchgesagt werden, nach wie vor nicht ins Englische.

Verwirrung schafft die BVG zudem mit ihren Anzeigen auf den Bahnhöfen. Angegeben ist der jeweilige Endbahnhof: Warschauer Straße und Krumme Lanke. Dass die Strecke dazwischen unterbrochen ist, erfährt man nur durch Hinweise in kleinerer Schrift – falls man nahe genug an den Anzeigen steht, um sie lesen zu können.

Und die BVG macht weiter. Vom 11. Juni abends bis 13. Juni wird die U4 (Nollendorfplatz-Innsbrucker Platz)gesperrt. Und vom 26. Juni bis 1. Oktober fahren keine Züge auf der U 5 zwischen den Stationen Frankfurter Allee und Tierpark.

Forderungen, baustellengeplagte Fahrgäste zu entschädigen, lehnte die BVG in der Vergangenheit stets ab. München dagegen hatte im vergangenen Jahr wegen umfangreicher Bauarbeiten sogar auf eine Tariferhöhung verzichtet.

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