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BVG-Streik: Berlin versinkt im Verkehrschaos

Die S-Bahnen sind überfüllt. Die Polizei sperrte zeitweise sogar den Eingang des Bahnhofs Friedrichstraße. Schnee sorgt für Chaos auf den Straßen. Viele Fahrzeuge konnten sich nur im Schneckentempo bewegen. Die BVG schickt mehr als 80-Ersatzbusse auf die Straßen.

Der Streik bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) hat am Mittwoch den öffentlichen Nahverkehr weitgehend lahmgelegt. U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen blieben in den Depots. Die S-Bahnen fuhren oft verspätet und waren völlig überfüllt. Viele Menschen stiegen am Morgen auf das Auto um, doch das Schneewetter sorgte auch auf den Straßen für Behinderungen. "Es herrscht Chaos", sagte ein Sprecher der Verkehrslenkung Berlin (VLB). Den Angaben zufolge kam es zu zahlreichen kleineren Unfällen, die Fahrzeuge bewegten sich im "Schneckentempo" vorwärts.

Die S-Bahn rechnete damit, dass ihre Züge wegen des BVG-Streiks rund 300.000 Fahrgäste mehr transportieren als sonst üblich. "Es kommt zu längeren Aufenthalten an den Bahnhöfen, weil Massen an Menschen ein- und aussteigen wollen", sagte S-Bahn-Sprecher Ingo Priegnitz. "Wir können die BVG nicht ersetzen", betonte er. Aufgrund des Schnees nutzten zudem viele Fahrradfahrer die S-Bahn. An einigen Bahnhöfen wie Ostkreuz und Friedrichstraße war der Andrang an Fahrgästen so groß, dass die Treppen überlastet waren und die Polizei zeitweise die Eingänge sperrte.

Ersatzbusse zur S-Bahn im 30-Minuten-Rhythmus

Die BVG setzte zwischen 80 und 100 Busse privater Unternehmen ein. "Es ist ein Provisorium", betonte BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Die Fahrer der Ersatzbusse würden oft ihre Strecke nicht kennen und müssten immer wieder in den Stadtplan schauen. Der BVG-Sprecher bat jeden, der mobil ist, nach Möglichkeit auf den Bus zu verzichten und Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhl den Vortritt lassen. "Wir haben jeden Tag 2,4 Millionen Fahrgäste, die passen nicht in 80 Busse", sagte Wazlak.

Die Fahrzeuge privater Unternehmen sollten auf den wichtigsten Strecken eingesetzt werden, darunter als Zubringer zur S-Bahn. Sie fahren allerdings nur alle 30 Minuten. Die Busse zum Flughafen verkehren den Angaben zufolge ab dem Hauptbahnhof im 20-Minuten-Takt.

Verhärtete Fronten

Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi war der unbefristete Streik um 3 Uhr planmäßig und geordnet gestartet. Bus- und Bahnfahrer versammelten sich vor den Betriebshöfen und in den Streiklokalen. "Das Wetter könnte besser sein", räumte Verdi-Verhandlungsführer Frank Bäsler ein. Dennoch sei die Stimmung unter den Kollegen sehr gut.

Er betonte: "Wir würden jederzeit gerne früher aufhören." Voraussetzung sei jedoch ein vernünftiges Angebot der Arbeitgeber. Zurzeit herrsche jedoch Funkstille, berichtete Bäsler. Die Gewerkschaft verlangt Gehaltserhöhungen von bis zu zwölf Prozent, mindestens aber 250 Euro brutto monatlich mehr. Dagegen will der Kommunale Arbeitgeberverband Berlin (KAV) vorrangig den seit 2005 eingestellten so genannten Neu-Beschäftigten mehr Geld zahlen. Die Alt-Beschäftigten sollen weitgehend leer ausgehen.

Kathrin Hedtke[ddp]

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