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Zu Gast in Frankfurt. Mit einem Traditionsbus testete Frankfurt den Einsatz von Doppeldeckern am Main. Die modernen Busse der BVG sind für die Frankfurter Straßen zu lang. Bei den Fahrgästen kamen die Berliner Fahrzeuge – und Fahrer – gut an.

© dpa

BVG weltweit: Auch in Frankfurt und Nürnberg sind Fahrzeuge im Einsatz

Die BVG ist beliebt - weit über Berlins Stadtgrenzen hinaus. Zwei deutsche Städte sind an Doppeldeckern interessiert. In Nordkorea fahren schon U-Bahnen, in Stettin die Tram.

Die BVG gibt’s überall – sogar in Nordkorea. Zuletzt zeigte sie sich nicht ganz so weit entfernt in Frankfurt (Main). Dort testete die Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft traffiQ im Dezember einen Doppeldecker aus Berlin, um feststellen zu können, ob die Fahrgäste auch am Main einen doppelstöckigen Bus akzeptieren.

Vorlieb nehmen mussten sie mit einem 20 Jahren alten Modell, das aber tipptopp in Schuss ist, weil es von den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus liebevoll gepflegt wird. Die Frankfurter mussten auf deren Bus zurückgreifen. Sie können nur einen zwölf Meter langen Bus einsetzen, weil längere nicht durch Kurven kämen und auch zahlreiche Haltestellenflächen nicht verlängert werden könnten, sagte traffiQ-Sprecher Klaus Linek. Man könne auch keine langen Gelenkbusse einsetzen. Deshalb sei man in die Höhe gegangen.

Die BVG hat derzeit aber nur 13,7 Meter lange Doppeldecker im Bestand; kürzere testet sie derzeit selbst. So kam der Traditionsbus nach Frankfurt – mitsamt Fahrern. „Deren Berliner Schnauze hat den Hessen sehr gefallen“, sagte Linek. Missglückt sei allerdings der „Erziehungsversuch“, die Frankfurter zum Vordereinstieg zu bringen, sagte Stefan Freytag, einer der Fahrer aus Berlin. Dieser ist dort nämlich nicht vorgeschrieben.

Wie gefällt es den Fahrgästen

Im Bus waren sogar automatische Ansagen der Haltestellen installiert worden. Sogar einen Schaffner gab es wieder, weil der Fahrer keine Technik fürs Kassieren hatte. „Das Fahren durch Frankfurt hat Spaß gemacht“, freut sich Freytag.

Schwebebahn. Dieser Zug war auf dem Weg nach Pjöngjang.
Schwebebahn. Dieser Zug war auf dem Weg nach Pjöngjang.

© picture-alliance / dpa

Wie den Fahrgästen der Bus gefallen hat, ist noch nicht ausgewertet. Kritik habe es aber keine gegeben, sagte Linek. Wichtig sei zu sehen, ob die Fahrgäste auch das Oberdeck nutzen, sagte Linek. „Bleiben sie unten, haben wir nichts gewonnen.“ Die Fahrgäste müssten alle Plätze nutzen, denn der Doppeldecker werde nur erprobt, weil die Nachfrage auf einigen Linien so groß sei, dass die üblichen Eindecker meist überfüllt sind.

Gut angekommen war bereits 2012 ein – moderner – Doppeldecker der BVG bei einem Testeinsatz in Nürnberg. Vor allem das Oberdeck sei stets gut besetzt gewesen, sagte die Sprecherin der Nürnberger Verkehrsgesellschaft (VAG), Elisabeth Seitzinger.

Und auch die VAG war mit dem Doppeldecker-Einsatz zufrieden. Wäre es möglich gewesen, sich einer Bestellung anzuschließen, was die Kosten senkt, hätte man „stark nachgedacht“, Doppeldecker anzuschaffen, sagte Seitzinger. Interessiert sei man in Franken an einem dreiachsigen niederflurigen Typ, um mehr Fahrgäste aufnehmen zu können als in einen Gelenkbus passen.

Auch Straßenbahnen kommen gut an

Die Chance für andere Städte, auf Doppeldecker umzusteigen, kommt jetzt wieder: Die BVG will, wie berichtet, neue Busse bestellen. Und wenn sie sich zu einem Mix aus den kurzen und langen Modellen entschließen sollten, könnten sich Frankfurt und Nürnberg mit ihren unterschiedlichen Wünschen den Bestellungen anschließen. Frankfurt will auch noch die neuen „Kurzen“ testen.

Gemeinsame Bestellungen hat es schon mehrfach gegeben. Bis 2007 fuhren zwischen Lübeck und Travemünde Doppeldecker aus der Produktion für Berlin. 170 Doppeldecker nach Berliner Vorbild lieferte MAN zudem 2007 nach Dubai – allerdings mit viel mehr Schnickschnack. Eine tropentaugliche Klimaanlage war ebenso selbstverständlich wie Zusatzkühler und Luftvorhänge vor den Türen, die die Hitze fernhalten sollen, Auch W-Lan-Zugänge für drahtloses Internetsurfen waren vorhanden. Liefern durfte MAN erst, nachdem die BVG zugestimmt hatte, sagte Sprecherin Petra Reetz. Die BVG habe die Rechte an dem für sie entwickelten Modell.

Auch bei der Straßenbahn fahren Berliner Modelle in anderen Städten. Strausberg hat sich aus der aktuellen Flexity-Produktion für die BVG zwei fabrikneue Fahrzeuge geschnappt, die durch die Serienproduktion billiger waren als bei einer Extrafertigung.

Zudem hat die BVG schon mehrfach gebrauchte Bahnen verkauft. Berliner Tatra-Straßenbahnen fahren in Magdeburg und Stettin, „Gisela“-U-Bahnen aus DDR-Produktion waren einst in Athen unterwegs und in Pjöngjang fahren immer noch Berliner Typen durch den Untergrund. Auch bei der Moskauer U-Bahn fuhren schon Fahrzeuge aus Berlin – sie waren 1945 beschlagnahmt worden.

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