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Berlin: Café Theater Schalotte wird 20: Vom Kiezladen zur Offbühne: Eine Zwiebel mit viel Saft

Heißt wie eine Zwiebel, riecht aber besser: das Café Theater Schalotte, Behaimstraße, Charlottenburg, wird heute 20 Jahre alt. Für so ein Kiezprojekt ist das ein ziemlich langer Atem: Die Schalotte war einmal als West-Berliner Projekt des evangelischen Kirchenkreises Charlottenburg gestartet.

Heißt wie eine Zwiebel, riecht aber besser: das Café Theater Schalotte, Behaimstraße, Charlottenburg, wird heute 20 Jahre alt. Für so ein Kiezprojekt ist das ein ziemlich langer Atem: Die Schalotte war einmal als West-Berliner Projekt des evangelischen Kirchenkreises Charlottenburg gestartet. Jenseits von sozialem Anspruch ist sie ganz nebenbei ein Boxenstopp geworden für Künstler auf dem Weg in die Zielgerade des Ruhms: Georgette Dee und Terry Truck traten 1993 auf, Tim Fischer, Cora Frost betraten die Bretter. Tanja Ries, die O-Ton-Piraten. Sicher, sobald sie im Spiegelzelt an saftigen Gagen saugen, kommt kaum jemand zurück, aber vorher! "Vorher, da hatten wir sie alle", sagt Karin Köthe, seit den Anfangstagen dabei und ganz die Bescheidenheit. Ihre Bilanz: 245 Gruppen in 20 Jahren.

Am Anfang, da hatte man nur ein Café sein wollen, vielleicht etwas Theater. Geworden ist es ein Theater mit Foyer. Mal krachte der Saal aus allen Nähten, dann wieder kam keiner mehr. Mit der Zeit hat man sich alles Mögliche ausgedacht, um die 300 Plätze zu füllen: am eigenen Geburtstag gibt es freien Eintritt und ein Glas Sekt, am Donnerstag ist Theatertag für einheitliche 15 Mark, die Schalotte-Card ermäßigt gegen einmalige Zahlung jeden Eintrittspreis. Das sind liebe Nettigkeiten vom Kaliber eines Nachbarschaftstheaters.

Mit größtenteils ehrenamtlichen Mitarbeitern, die oft Jahre geblieben sind, wird hier das Programm bestritten: Abenddienst, Kasse, Theke, Technik, Planung des Programms. Manchmal wird noch etwas mehr bewilligt, ABM, HZA und SAM, so heißen die Kürzel für Arbeit. Dann können Leute "denen es nicht so gut geht", für eine Weile eine Beschäftigung finden. So wie Peter Galow, der mit Hut, langsamen Bewegungen und einem Lächeln den Tresen trimmt. Ein Zivi kümmert sich um die recht umfangreiche Technik im Haus. "Und einer", sagt Köthe, "muss unbedingt Vollzeit hier sein. Sonst geht hier alles auseinander." Den Großteil jedoch, und das ist bemerkenswert, leisten die Ehrenamtlichen. "Ja," sagt Karin Köthe, "die Schalotte, das ist eine Edle unter den Zwiebeln." Und lachend: "Die kostet ja auch zehnmal mehr als die anderen."

Aber doch nicht allein aus edlem Altruismus engagiert man sich so lange? "Nein, gut lassen wir es uns schon gehen hier", meint Christian Ratzlaff, der seit 13 Jahren dabei ist und in seinem zweiten Leben für die Los Angeles Times aus Berlin recherchiert. "Da springt für alle etwas dabei heraus". Ja was denn? "Liaisons, jede Menge, Freundschaften und inzwischen noch mehr Kinder als Ehen." Lachen. Also so ist das. Aber jetzt kommt das Luftballongas und da müssen alle mit ran, damit heute die Trauben im Theater schweben.

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