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Canisius-Kolleg: Schuld muss anerkannt werden

Was Mediatorin Raue von den Ex-Lehrern erwartet.

Die Mediatorin des Jesuitenordens, Rechtsanwältin Ursula Raue, hält es für wichtig, dass die Täter sich bei den Opfern angemessen entschuldigen, auch wenn die beiden früheren Jesuitenpatres strafrechtlich nicht mehr belangt werden können. Der frühere Lehrer S., der in Südamerika lebt, habe schon eine Entschuldigung versucht, die aber nicht allen Anforderungen genügt. Bei dem in Berlin lebenden früheren Lehrer R. steht sie noch aus. Zu Einzelheiten wollte sich die Anwältin im Hinblick auf den intimen Charakter der Gespräche nicht äußern. Grundsätzlich sei es in dem Zusammenhang wichtig, dass „die Entschuldigung ehrlich und substanziell ist, wirklich das Opfer meint und dessen Verletzungen anerkennt“, sagte Raue. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit solcher Entschuldigungen fehle oft bei Tätern, die mit sich selbst nicht im Reinen sind: Sie tendierten zu Verharmlosungen und machten sich nicht wirklich klar, was eigentlich passiert sei.

Bei den Opfern spiele am Anfang Scham eine große Rolle. Manche fragten sich: „Habe ich mitgemacht? Habe ich das verdient, weil ich etwas falsch gemacht habe?“ Die Rechtsanwältin will zunächst weiter in der Vergangenheit recherchieren, um Verantwortlichkeiten aufzudecken und genau zu prüfen, ob es doch noch Fälle gibt, die strafrechtlich verfolgt werden müssen. „Vor allem geht es aber auch darum, die Strukturen so zu verändern, dass so etwas nicht mehr passiert.“ Dass nun so offen über dieses Thema diskutiert wird, hält Raue daher grundsätzlich für eine positive Entwicklung. Dass die Gesellschaft heute genauer hinguckt, findet sie richtig. Falls Raue auf strafrechtlich relevante Fälle stoße, informiere sie auch die Justiz. Als Präsidentin der Opferschutzorganisation „Innocence in Danger“ hatte sie bereits jahrelang Erfahrungen damit gesammelt, das Thema Kindesmissbrauch im Internet aus der Tabuzone zu holen.

Seit sie im Januar 2007 vom Jesuitenorden als Beauftragte für Fälle von sexuellem Missbrauch eingesetzt wird, „läuft alles, was nach Missbrauch riecht, über meinen Schreibtisch“. Sie setzt sich mit Anschuldigungen von Opfern auseinander, sucht aber auch nach Lösungen, wenn die Versetzung eines Lehrers ansteht. Bi

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