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Berlin: Carter versus Bush

Im Berliner Presseclub berichteten Korrespondenten über ihre USA-Erfahrungen

Erinnert sich noch jemand an Jimmy Carter, den tiefgläubigen Erdnussfarmer im Oval Office? Bei Peter Merseburger, der zwischen 1977 und 1983 das ARD Studio Washington geleitet hat, ist vor allem Carters unermüdlicher Kampf um die Menschenrechte haften geblieben. Christoph von Marschall, seit Juli 2005 USA-Korrespondent des Tagesspiegel, erlebt ein anderes Land als der ältere Kollege, ein Land, das nach dem 11. September sehr stark verunsichert ist und darauf „in einer merkwürdigen Weise reagiert“.

Zu einer höchst lebendigen Geschichtsstunde in der Reihe „As Time Goes by...“ hatte der Berliner Presseclub am Mittwochabend die beiden zum Erfahrungsaustausch vor Publikum eingeladen. Moderiert wurde das Gespräch von der Presseclub-Vorsitzenden Evelyn Fischer, die zunächst nach den unterschiedlichen Umbruchsituationen fragte. Wie George Bush war Carter ein „reborn Christ“, anders als Bush habe er aber nicht das Gefühl gehabt, von Gott persönlich ins Weiße Haus geschickt worden zu sein, sagte Merseburger.

Die Arbeitsbedingungen waren zu seiner Zeit offensichtlich leichter. Es konkurrierten einfach noch nicht so viele Korrespondenten aus aller Welt miteinander. Aber auch Christoph von Marshall bekommt gelegentlich Anfragen, ob er nicht mit dem Präsidenten auf Reisen gehen wolle. Viel ertragreicher ist es für ihn allerdings, das Land auf eigene Faust zu erkunden. „Reisen bildet und hilft, Amerika wirklich zu verstehen.“

Die anfängliche Angst, Washington zu verlassen, weil ja schließlich jederzeit irgendwas Wichtiges passieren kann, hat er inzwischen überwunden. Das Internet und die Online Medien haben die Informationslage ohnehin so verändert, dass die Kollegen in der Berliner Zentrale schon sehr rasch sehr gut informiert sind oder, wie Merseburger formulierte, „sicher klüger sind, als unsere Ansprechpartner früher“.

Trotz vieler Gemeinsamkeiten hat sich das Verhältnis nach dem Ende des Kalten Krieges verändert. Amerika und Europa entfernen sich voneinander. Auch bei der Religion tut sich eine tiefe Kluft auf. Aus amerikanischer Sicht werde, so Christoph von Marschall, die Religion überall stärker, nur in Europa nicht.

Amerika bleibt ein Thema, das die Deutschen bewegt, weshalb es für Evelyn Fischer gar nicht einfach war, die lebhafte Diskussion zu Ende zu bringen. Bi

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