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CDU Berlin: Dampf abgelassen

Der designierte CDU-Landeschef Frank Henkel stellte sich in Kreuzberg der Basis. Die jüngste Führungskrise der Berliner Union ist durch zu viel Parteigefühlschaos entstanden.

So viel Basisbeteiligung hatten sie lange nicht in der Berliner CDU. Frank Henkel, designierter Landeschef der Partei, stellte sich am Donnerstagabend den CDU-Mitgliedern von Friedrichshain und Kreuzberg vor – und wieder wurde es ein langer Abend. Einigermaßen aufregend war er auch, wie schon vor einer Woche, als sich Henkel, seine von ihm gewünschte Stellvertreterin Monika Grütters und der Herausforderer Dieter Walther im Schöneberger Rathaus vorstellten. Zu viel Parteigefühlschaos hat diese jüngste Führungskrise der Hauptstadt-CDU erzeugt.

Nun aber soll alles wieder gut werden, mit Henkel. Der Mann, der in der Krise vom Parlamentsgeschäftsführer zum Fraktionschef und vom Generalsekretär zum mutmaßlichen Nachfolger von Ex-Landeschef Ingo Schmitt geworden ist, erreicht seine Parteifreunde in der gebeutelten Parteiseele. Wir-Gefühl vermitteln, Tacheles reden, Humor und Zuversicht ansprechen – das kann der schwere Mann mit dem freundlichen Gesicht, und dafür mögen sie ihn in der CDU schon lange. Da saß er einen langen Abend lang neben seinem Herausforderer im „Glashaus“ an der Kreuzberger Lindenstraße, redete, redete sich in Rage, gab zu, dass „wir“ – er, die Kollegen Kreischefs, die Führung der CDU – den Parteifreunden, der Stadt einiges zugemutet hätten, um einen Atemzug später mit vollem Herzen einen neuen Anfang zu versprechen. Arbeit, Bildung, Sicherheit, neue Köpfe, ein kleinerer Landesvorstand – es werde Zeit, so Henkel, dass die CDU endlich wieder „Rot-Rot“ unter Druck setze.

Rund 50 Parteifreunde saßen an den Tischen, wollten nicht wirklich Krach mit Henkel anfangen. Die Regionalkonferenzen, das wissen sie in der CDU, haben eine gruppentherapeutische Bedeutung. Die Leute wollen und sollen schimpfen. Dieter Walther, der selbsternannte Vertreter der Basis, versucht, den Ärger auf die Kreischefs zu schüren. Doch die, die sich mit ihm ärgern, sehen Walter nicht als Hoffnungsträger. „Jamaika“, die Zusammenarbeit mit den Grünen und der FDP, wollen manche fortsetzen – Henkel auch. Sie werfen ihm vor, auch er sei für das schlechte Ansehen der CDU verantwortlich. Er sei nur ein Angebot zur Lösung der Krise, sagt Henkel.

Es gibt nicht viele Reserven gegen dieses Angebot. Der Vorstand der CDU Kreuzberg-Friedrichshain hat zwar mal eine Mitgliederbefragung gefordert, wenn mehr als ein Landesvorstandskandidat antreten würde. Doch jetzt, da es so ist, wird die Forderung nicht wiederholt.

Nur Ingo Schmitt dürfte sich über die Bewegtheit der Basis seine Gedanken machen. Schmitt will wieder in den Bundestag. Noch aber ist unklar, für welchen Listenplatz die Mehrheiten beim Nominierungsparteitag am 22. November reichen werden. Also bemüht sich Schmitt, lässt sich sehen. Am Donnerstagabend saß er im „Glashaus“ und hörte, was nach Meinung seiner Parteifreunde unter seiner Leitung alles schief gegangen ist. Gesagt hat er nichts. Werner van Bebber

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