zum Hauptinhalt
Sollte das Urteil gegen Torben P. milde ausfallen, darf er sein Abitur wahrscheinlich an einer Schule in Westend machen.

© Reuters

Chance nach dem Urteil: Gymnasium in Westend will Torben P. aufnehmen

Sollte das Urteil am Montag milde ausfallen, wird U-Bahn-Schläger Torben P. sein Abitur wohl am katholischen Liebfrauen-Gymnasium machen. Die Eltern sind dafür, die Schüler nicht unbedingt.

Lange wird er nicht mehr zur Schule gehen müssen. Torben P. aus Reinickendorf, bekannt geworden als U-Bahn-Schläger, ist 18 Jahre alt und steht vor dem Abitur. Das katholische Liebfrauen-Gymnasium in Westend will ihn aufnehmen, wenn das Urteil am Montag milde ausfällt. Beobachter rechnen mit einer Bewährungsstrafe, trotz der schweren Verletzungen, die Torben seinem Opfer am Osterwochenende im U-Bahnhof Friedrichstraße mit Tritten auf den Kopf zugefügt hat. Laut Gutachter litt der Schüler unter Depressionen und war zur Tatzeit alkoholisiert.

Das Berliner Erzbistum, Träger der Liebfrauen-Schule, will Torben eine zweite Chance geben, weil es zum christlichen Glauben gehört, auch Tätern die Hand zu reichen. Die Aussicht auf einen Schulplatz wurde im Gericht bekanntgegeben und dürfte sich ebenfalls auf das Urteil auswirken. Frühestens nach den Herbstferien könnte Torben den Unterricht besuchen. „Die Entscheidung darüber fällt nach dem Urteil“, kündigte Bistumssprecher Stefan Förner an.

Torben P. ist nach Tagesspiegel-Informationen evangelischen Glaubens. Die evangelische Kirche, die auch Schulen betreibt, hatte eine Aufnahme offenbar an Bedingungen geknüpft, etwa, dass er seinen Namen ändert.

Wie Förderer und Schüler des Gymnasiums in Westend über den Beschluss denken, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Unscheinbar zwischen Wohnhäusern versteckt sich die Liebfrauen-Schule. Im vorderen Teil des katholischen Gymnasiums verbirgt sich die Unterkunft der Nonnen, dahinter liegt der mintgrüne Schulkomplex. Die Schulleitung will sich zu Torben P. nicht äußern. Johannes von Bassenheim, Vorsitzender des Fördervereins, findet die Haltung des Erzbistums richtig. „Einem Sünder, wenn er sich bekennt, darf die Tür nicht zugeschlagen werden.“ Die Reaktionen der Eltern seien überwiegend positiv. Angst um seine Tochter, die auf das Gymnasium geht, hat von Bassenheim nicht. Es existiere an der Schule eine „gute Gemeinschaft“ und eine leistungsorientierte Atmosphäre, in der sich auch schwächere Schüler positiv entwickelten. Das Liebfrauen-Gymnasium sei eine „erstklassige Schule“.

Im Unterricht werde seit letzter Woche über die Hintergründe von Torbens Tat gesprochen, erzählt eine Schülerin. „Einige haben Mitleid mit ihm, andere sind wütend darüber, dass er an unserer Schule eine Chance bekommt.“ Ein Schüler drückt es so aus: „Hier ist es so streng. Da fliegen Leute von der Schule, die weit weniger angestellt haben und er würde dann ohne eine Gefängnisstrafe hierher kommen.“ Torben P. hat bereits mehrfach die Schule gewechselt. In einem Sportinternat fühlte er sich unwohl, anschließend hatte er schlechte Noten. An seiner letzten Schule, in Reinickendorf, der Bettina-von-Arnim-Gesamtschule, sehen Lehrer und Eltern für Torben P. keine Zukunft mehr. Seit der Tat ist er vom Unterricht ausgeschlossen. Damit er nicht den Anschluss verliert, erhält er Einzelunterricht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false