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Der Kita-Navigator vom Berliner Senat soll es eigentlich Eltern dabei helfen, einen Kita-Platz zu finden.

© Kitty Kleist-Heinrich

Chaos bei der Platzvergabe: Dem Berliner Kita-Navigator fehlt der Durchblick

Eine Plattform soll Eltern in Berlin helfen, freie Kita-Plätze zu finden. Das funktioniert nicht sehr gut. Selbst der Bildungsverwaltung fehlen Informationen.

Auch mehr als neun Monate nach Einführung des sogenannten „Kita-Navigators“ hat die Senatsverwaltung für Bildung keinen Überblick darüber, ob ein Vertragsabschluss durch eine Anmeldung über das im November 2019 in Betrieb genommene Online-Tool oder über persönliche Anmeldung in einer Kindertagesstätte erfolgt ist.

Eine Rückverfolgung sei nicht möglich, heißt es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Abgeordneten Maren Jasper-Winter, die dem Tagesspiegel exklusiv vorliegt.

Dem Ziel des Kita-Navigators, Eltern wie Kitas das aufgrund fehlender Plätze herrschende Wartelistenchaos zu ersparen, die Suche nach freien Plätzen und die Anmeldung zu erleichtern, ist die Plattform demnach keinen Schritt näher gekommen.

Dementsprechend kritisch fällt das Urteil von Jasper-Winter aus. Sie erklärt: „Dass der Senat beim Kita-Navigator weiterhin nicht weiß, ob Verträge über die Plattform abgeschlossen werden, zeigt, wie viel Desinteresse Rot-Rot-Grün für das Projekt hat.“

Dadurch würden weiterhin „doppelte Platzvergaben und unnötige Wartezeiten für Eltern und Kinder“ entstehen, moniert Jasper-Winter. Der Kita-Navigator bleibe in seiner jetzigen Form nicht mehr „als eine übersichtliche Karte“, verschenke jedoch Potenziale, die eine effiziente und digitale Plattform erbringen könnte.

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Besonders pikant: In der Antwort auf die Fragen der Abgeordneten erklärt Jugendstaatssekretärin Sigrid Klebba, Ziel des Kita-Navigators sei es, „die Prozesse der Suche und Anfrage aufseiten der Eltern mit den Geschäftsprozessen der Träger und Kindertageseinrichtungen so zu verzahnen, dass Transparenz gewährleistet und redundante Datenerfassungen vermieden werden können“.

Die Kitaleitung muss den Navigator mit Daten füttern

Als Beispiel dafür wird neben den Aufgaben der Prüfung und Verwaltung von Anfragen, dem Management von Wartelisten und Vormerkungen auch der Vertragsschluss genannt. Ausgerechnet in dem Punkt jedoch liefert das Tool bis jetzt scheinbar keinen Mehrwert – weder für Eltern, Kitas noch die Bildungsverwaltung.

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Der Befund reiht sich ein in die Kritik vieler Beteiligter, die den Kita-Navigator bereits vom Zeitpunkt seiner Einführung an begleitet. Ursache dafür ist, dass interessierten Eltern Plätze angeboten beziehungsweise im Navigator als verfügbar angezeigt werden, die in Realität gar nicht vorhanden sind.

Schuld daran ist die Systematik der Meldefunktion, die sich ausschließlich auf die Zuarbeit der Kitaleitungen verlässt. Diese wiederum haben häufig anderes zu tun und den Kita-Navigator bei dessen Einführung häufig überhaupt nicht wahrgenommen – bis heute.

Im Ergebnis werden zahlreiche Plätze als verfügbar angezeigt, die es gar nicht gibt – oder umgekehrt. Vom Anspruch Jasper-Winters sowie der Bildungsverwaltung, die Situation von Kindertagesstätten, Eltern und Kindern durch ein funktionales und umfassendes Online-Tool spürbar zu verbessern, ist der Kita-Navigator noch weit entfernt.

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