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Im Clinch: Technikchef Amann und Flughafenchef Mehdorn. Dieses Mal geht es um die Teileröffnung.

© dpa

Chaos um BER: Flughafenchefs streiten ums Konzept

Mehdorn und Amann können sich nicht einigen, wann und wie der Nordpier des neuen Hauptstadtflughafens BER in Betrieb gehen soll. Amanns Lage verschlechtert sich damit weiter - schon vor Monaten soll Mehdorn die Ablösung des Technikchefs gefordert haben.

Erst war's der Bau – nun ist es die Geschäftsführung: Am BER klappt nichts. Jetzt haben Flughafenchef Hartmut Mehdorn und sein Vize Horst Amann auch noch unterschiedliche Konzepte für einen ersten Umzugsschritt vorgelegt, wobei nach Tagesspiegel–Informationen Amanns Vorstoß nicht mit Mehdorn abgestimmt war. Damit hat sich Amanns Lage weiter verschlechtert. Schon vor Monaten hatte Mehdorn intern gefordert, den erst vor einem Jahr geholten Technikchef abzulösen, was Mehdorn hinterher öffentlich nur halbherzig dementiert hatte. Vor der Bundestagswahl wird aber wohl nichts mehr entschieden, weil dabei auch der Bund mitmischt.

Mehdorn will bekanntlich den für Billigfluglinien konzipierten Nordpier des Terminals zunächst am liebsten mit sechs Flügen der Fluggesellschaft Germania in Betrieb nehmen, die erst vor kurzem von Tegel nach Schönefeld gewechselt ist. Amann dagegen plädiert dafür, im ersten Schritt komplett den Verkehr vom bisherigen Flughafen Schönefeld zum Nordpier zu verlagern. Die Kosten sollen mit 16 Millionen Euro veranschlagt sein.

Behelfsbauten am Nordpier?

Mehdorns Konzept würde demnach mehr als fünf Millionen Euro kosten. Er will die erforderlichen Check-In-Schalter, Sicherheitskontrollen und ein Gepäckband provisorisch im Nordpier aufbauen. Da dieser im Gesamtkonzept nur als Wartebereich vorgesehen ist, ist der Platz für Einbauten begrenzt; bei einem Komplettumzug aller Gesellschaften vom alten Schönefelder Terminal in den Nordpier wäre es dort zu eng. Amann schlägt deshalb vor, Behelfsbauten vor den Nordpier zu setzen und dort die Technik unterzubringen. Mit solchen weit sichtbaren Provisorien wolle Mehdorn aber nicht an den Start gehen, heißt es beim Flughafen, der einst für sich mit dem Slogan geworben hatte, die modernste Anlage Europas zu sein.

Große Fluglinien stellen sich gegen Amann-Vorschlag

Nach Tagesspiegel-Informationen lehnen auch Lufthansa und Air Berlin den Amann-Vorstoß ab, weil bisher nicht feststeht, wann auch Tegel umziehen kann. Zudem verlangt zumindest die Lufthansa, dass die Gesellschaften, die vom neuen Terminal aus operieren, dann auch die dort üblichen Gebühren zahlen, die deutlich über den Sätzen in Schönefeld-alt liegen. Bisher ist vorgesehen, es auch nach einem Umzug bei den niedrigeren Gebühren zu lassen.

Mehdorn wirbt bei seinem favorisierten Teilumzug damit, dass mit nur wenigen Flügen ein Großteil des Gesamtsystems vor allem bei den vernetzten Systemen in der Praxis getestet werden könnte. Noch ist aber offen, ob hier auch die Genehmigungsbehörde mitzieht. Kritisch ist, dass der Nordpier in seiner ursprünglichen Konzeption genehmigt ist. Die Frist läuft aber 2015 aus. Bei Änderungen am Konzept ist eine neue Teilgenehmigung erforderlich.

Staatssekretär Rainer Bomba deckt Amann

Ob der Aufsichtsrat am Freitag auf seiner Sitzung auch die unterschiedlichen Konzepte beraten wird, ist ungewiss. Zu Personalien wird es wohl keine Entscheidung geben; im Vorfeld sind jedenfalls nach Tagesspiegel-Informationen keine getroffen worden. Gravierende Beschlüsse, wie der Herauswurf eines Geschäftsführers, werden im kleineren Kreis vor dem Zusammentreten des Gesamtgremiums abgesprochen.

Amann wird vor allem von Staatssekretär Rainer Bomba gedeckt, der für das Bundesverkehrsministerium im Aufsichtsrat sitzt. Aber auch Berlin und Brandenburg waren vor einem Jahr begeistert, als es gelungen war, Amann als vermeintlichen Retter vom Flughafen Frankfurt (Main) nach Berlin zu lotsen. Die Euphorie legte sich aber schnell, als klar wurde, dass auch Amann nicht vom Fleck kam und die Baustelle bis heute fast still steht.

Weiter ins Aus hat er sich durch seine Pläne für die Sanierung der Nordbahn in Schönefeld gebracht, auf der jetzt die Maschinen von und nach Schönefeld-alt starten und landen. Amann, der als Spezialist für Landebahnen gilt, hatte eine umfassende Sanierung „von Grund auf“ für erforderlich gehalten, die bis zu 170 Millionen Euro kosten sollte. Erst unter Mehdorn wurde der Zustand der Bahn dann genauer durch Bohrungen untersucht. Hier stellte sich heraus, dass es wahrscheinlich reichen wird, die Oberfläche zu sanieren, was die Kosten um rund 100 Millionen Euro senken würde. Über Amanns Agieren soll vor allem der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sauer sein.

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