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Berlin: Charité-Chef Detlev Ganten

Da sitzt er in der renovierten Beletage des 100 Jahre alten Direktionsgebäudes der knapp 300jährigen Charité vor einer wahrlich nicht kleinen Herausforderung: Diese Ikone der deutschen Medizin zukunftstauglich zu machen. Die Vorgaben hierzu kommen aus der Politik: Fusion der Charité mit dem Klinikum Benjamin Franklin, Einsparungen von mindestens 98 Millionen Euro jährlich bis 2010.

Da sitzt er in der renovierten Beletage des 100 Jahre alten Direktionsgebäudes der knapp 300jährigen Charité vor einer wahrlich nicht kleinen Herausforderung: Diese Ikone der deutschen Medizin zukunftstauglich zu machen. Die Vorgaben hierzu kommen aus der Politik: Fusion der Charité mit dem Klinikum Benjamin Franklin, Einsparungen von mindestens 98 Millionen Euro jährlich bis 2010. Das ist bei einem Umsatz von einer Milliarde Euro, rund 15000 Mitarbeitern und über einer Million Patientenkontakte im Jahr keine leichte Aufgabe.

Aber der nüchterne Wissenschaftler mit dem gelegentlichen Schalk in den treu blickenden Augen ist nach einem Jahr ganz optimistisch. „Ja, wir schaffen das“, versichert er mit seinem trockenen niedersächsischen Tonfall. Die Dachmarke Charité hält Ganten für enorm stark. Sie stiftet nach innen Identifikation und Motivation und signalisiert nach außen weltweit Kompetenz. Das Charité-Hochhaus sieht er als weithin sichtbaren Leuchtturm für die „Lebenswissenschaften“, die in Berlin in einzigartiger Weise weiter gedeihen könnten, wenn sie noch besser koordiniert würden.

Wer Detlev Ganten so von der Zukunft des großen Berliner Gesundheits-Unternehmens reden hört, der sucht nach den Wurzeln für seine Überzeugungskraft. Ist es die Prägung durch die intensive Dorfgemeinschaft in Driftsethe bei Bremerhaven, in der er mit vier Geschwistern aufgewachsen ist, seine Landwirtschaftslehre in einer Phase, als die Schule ihn nicht interessierte, die heile bildungsbürgerliche Welt mit Hausmusik, das Jobben als Kellner während des Studiums? Die Zeiten in Montpellier, Marokko oder in Montreal? Oder hat es etwas zu tun mit seinem Interessenfokus, dem Bluthochdruck, der ihn noch heute fasziniert, weil er das Zusammenwirken von ungeheuer komplexen Systemen im Menschen abbildet und dabei extrem einfach zu messen und relativ einfach zu beeinflussen ist?

Nach Berlin sind die Gantens mit ihren zwei Söhnen im September 1991 gekommen, um in Buch das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin aufzubauen. Aus zwei Gründen haben sie das „nicht einen Tag bereut“. Hier hat sich erstmals eine Beziehung zur deutschen Geschichte entwickelt, eine Wertschätzung und ein gewisser Stolz auf die Traditionen. Und dann sei Berlin eben eine ungemein „bewegte Stadt“ mit einem großen Potenzial, an dessen Erschließung auch er mitwirken kann.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Detlev Ganten (63), geboren in Lüneburg.

Der Professor und Facharzt für

klinische Pharma-

kologie ist Vorstands-

vorsitzender der

Charité-Universitätsmedizin Berlin.

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