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Charité: Tod im Heizungskeller

Nach dem Fund einer Leiche im Franklin-Klinikum sind die Todesumstände des 72-Jährigen weiter unklar. Fest steht, dass es sich weder um einen Patienten noch um einen Mitarbeiter des Krankenhauses gehandelt hat.

Ein traurigeres Lebensende kann man sich kaum vorstellen. Hans-Joachim K. starb vermutlich alleine, zwischen Hydraulikbehältern in einem Keller des Benjamin-Franklin-Klinikums in Steglitz. Zwei Haustechniker des Charité-Klinikums haben die Leiche des 72-jährigen Mannes am Mittwoch im Heizungskeller gefunden. Zuvor hatte es Beschwerden über Geruchsbelästigung gegeben. Daraufhin schauten Mitarbeiter im Keller genauer nach und fanden den Leichnam. Eventuell lebte Hans-Joachim K. zuletzt als Obdachloser. Bei der Leiche wurden Decken und Kleidung gefunden.

Wie lange der Mann schon unbemerkt im Heizungskeller gelegen hatte, ist noch nicht klar. Die Leiche habe bereits starke Spuren der Verwesung gezeigt, sagt Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Die Wärme in dem Keller habe womöglich den Verwesungsprozess beschleunigt. Die Polizei geht davon aus, dass der Mann nicht gewaltsam zu Tode kam. Anzeichen für Fremdeinwirkung habe eine erste Obduktion jedenfalls nicht ergeben. Weitere Aufschlüsse über die Ursache und Zeitpunkt des Todes soll eine Obduktion Anfang nächster Woche geben.

Offenbar hatte der Verstorbene weder Familie noch Freunde. Jedenfalls hat niemand eine Vermisstenanzeige aufgegeben. „Das war wohl ein ziemlich armer Mensch“, sagt Polizeisprecher Schodrowski. Wer der Verstorbene ist, konnte man anhand der Papiere herausfinden, die er bei sich trug. Daraus ging auch sein Wohnsitz in einem Hochhaus in Tempelhof hervor. Die Wohnung ist schon vor einiger Zeit geräumt worden.

Fest steht, dass es sich weder um einen Patienten noch um einen Mitarbeiter des Krankenhauses gehandelt hat. Er sei wahrscheinlich zufällig in den Heizungskeller geraten. „Der Mann hatte keinen Bezug zum Krankenhaus“, sagt Kerstin Endele, die Sprecherin der Charité. Sie verwahrt sich deshalb dagegen, dass dieser Todesfall in Zusammenhang gebracht wird mit dem Tod eines 63-jährigen, der vergangenes Jahr im Technikraum des Vivantes Klinikums in Neukölln gefunden wurde. Er hatte sich von seinem Krankenbett auf einer Station entfernt und war eine Woche lang vermisst worden. Ebenfalls vergangenes Jahr war ein 68-jähriger, demenzkranker Mann drei Tage lang im Fahrstuhl des Benjamin-Franklin-Krankenhauses eingesperrt gewesen. „Der jetzige Fall sei etwas anderes“, sagt Endele. Den 72-Jährigen hätte man ebenso im Keller eines Supermarktes oder eines Bürohauses finden können.

Die Polizei ermittelt jetzt, wie der Mann in den Heizungsraum gelangen konnte. Nach Angaben von Kerstin Endele sind die Türen zum Heizungskeller von außen verschlossen. Die Schlüssel haben nur wenige Mitarbeiter. Lediglich von innen könne man die Türen öffnen. Womöglich ist Hans-Joachim K. in den Raum gelangt, als die Tür einen kurzen Moment aufstand und Charité-Mitarbeiter dort etwas zu tun hatten. clk

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