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Berlin: Charité will ihr Wahrzeichen verkaufen

Vorstand hofft auf einen zweistelligen Millionenbetrag für das Bettenhochhaus in Mitte

Die Charité will das Anfang der 80er Jahre noch von der DDR eröffnete Bettenhochhaus in Mitte an eine Immobiliengesellschaft verkaufen. Dies ist Teil des detaillierten Sanierungsplans der Charité bis zum Jahr 2010, der derzeit diskutiert wird und anschließend vom Aufsichtsrat beschlossen werden muss.

Der Verkauf des prominenten Gebäudes soll gleich zwei Probleme lösen. Zum einen wäre das Universitätsklinikum von einem maroden Gebäude befreit, dessen Sanierung schätzungsweise 160 Millionen Euro kosten würde. Denn das von 1976 bis 1982 errichtete Gebäude ist mittlerweile so betagt, dass die Budgetbelastung sehr schnell käme. Laut Sanierungsplan müssten die Arbeiten „zur Fassadensicherung und zum Brandschutz umgehend“ beginnen – von dieser Last möchten sich die Manager gerne befreien.

Zum zweiten hofft man auf einen guten Verkaufserlös. Klinikumsdirektor Behrend Behrends rechnet mit einem zweistelligen Millionenbetrag aus dem Verkauf des markanten 23-geschossigen Hochhauses. Damit plant die Charité zum Teil ein neues Bettenhaus in Mitte zu finanzieren mit einer Kapazität von 400 bis 500 Betten – das entspricht der im alten Bettenhochhaus. Denn der Standort als solcher bleibe weiterhin wichtig für die Krankenversorgung, heißt es in dem Konzept, das der Charité-Vorstand und die Unternehmensberatung Berger gemeinsam erarbeitet haben. Ein Neubau wäre die wirtschaftlichere Alternative.

Denkbar sei aber auch, dass die Charité einen Teil des Hochhauses vom neuen Eigentümer wieder zurückmietet. In den übrigen Etagen könnten dann zum Beispiel Investoren Hotelzimmer für betuchte Patienten oder private Fortbildungsstätten einrichten, heißt es aus der Charité-Chefetage.

An der Immobiliengesellschaft, die weitere unnötige Gebäude der Charité übernehmen soll, will sich das Universitätsklinikum gemeinsam mit privaten Partnern beteiligen – als Minderheitsgesellschafter. „Wenn ein Investor so viel Geld mitbringen soll, dann muss man ihm auch das Sagen überlassen“, sagt Klinikumsdirektor Behrends.

Insgesamt will die Charité rund 100 000 Quadratmeter Nutzfläche – von derzeit 550 000 Quadratmetern für das Gesamtklinikum – räumen. Ein erhebliches Sparpotenzial, denn jeder Quadratmeter koste durchschnittlich 180 Euro pro Jahr, heißt es in dem Konzept. Aufgegeben werden sollen vor allem Außenstandorte (siehe Kasten). Aber auch auf den Hauptstandorten soll die Klinik Platz für Untermieter machen. Das gilt vor allem für das Virchow-Klinikum in Wedding. Wie berichtet, macht das Klinikum nach einer vertraulichen Analyse des Vorstandes von allen drei Hauptstandorten der Charité den größten Verlust. In 2003 verbuchte das Krankenhaus ein Minus von 3,6 Millionen Euro. Einer der Hauptgründe dafür ist die teure Pavillonbauweise, die durch ihre Zersplitterung auf einer großen Fläche hohe Fixkosten verursacht. Deshalb werden neue Kliniken heutzutage meist nur noch in Kompaktbauweise errichtet. In Wedding ging das wegen der Auflagen des Denkmalschutzes nicht.

Schon heute liegen Kapazitäten in Wedding brach, sagt Bernhard Motzkus, ehemaliger Verwaltungsdirektor der Charité und langjähriger Chef des Virchow-Klinikums. „Die Klinik könnte spielend ein Drittel mehr Patienten versorgen.“ Und die könnte man doch vom Standort Mitte nach Wedding verlegen, um das Bettenhochhaus zu entlasten.

Voraussetzung für all diese Planungen sei aber, dass das Land Berlin als Eigentümer die Flächen der Charité zur Verwertung überlässt. Und das soll nun auch geschehen: In dem Entwurf des Hochschulmedizingesetzes, das der für die Charité zuständige Wissenschaftssenators Thomas Flierl (PDS) jetzt vorgelegt hat, heißt es: „Das Land Berlin übereignet der Charité die für den Betrieb erforderlichen Grundstücke.“

Eben dies ist ein Knackpunkt: Das Universitätsklinikum will ja gerade die nicht betriebsnotwendigen Flächen verkaufen und den Erlös daraus behalten. „Dazu bedarf es wohl einer Entscheidung des Abgeordnetenhauses“, sagt Klinikumsdirektor Behrends.

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