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Die Schauspielerin und Künstlerin Eva Hassmann (l.) stellt die Fotokunstwerke gratis zur Verfügung. Mindestgebot: je 7500 Euro. Mit dem Geld soll ein Tabalugahaus für Straßenkinder in Rio de Janeiro entstehen, auch Peter Maffay (r.) unterstützt die Aktion.

© Judith Hirsbrunner/promo

Charity für Straßenkinder: Ein Tor zum neuen Leben

Mit der WM startet auch die Charity-Aktion des Tagesspiegels für Straßenkinder in Rio de Janeiro.

Ihr Bett ist die Müllhalde. Statt eines Kuscheltieres tröstet Schnüffelklebstoff. Die trostlose Welt der Straßenkinder in Brasilien ist hierzulande schwer vorstellbar. Während der heute beginnenden Fußball-Weltmeisterschaft werden viele Touristen solche Schreckensszenarien nur aus den Fenstern der klimatisierten Busse sehen, im Vorbeifahren. Sie werden Fußball gucken, Partys feiern – und wieder in die idyllische Heimat fliegen.

Nicht so das Charityteam mit prominenten Unterstützern wie dem Bundestrainer Joachim Löw sowie Musiker Peter Maffay und dem Tagesspiegel als Medienpartner, das anlässlich der WM ein nachhaltiges und barrierefreies Tabalugahaus für benachteiligte und behinderte Kinder in Rio de Janeiro errichten will. Begründet hat sich die Hilfsaktion auf Initiative von Hans Georg Näder. Er ist Geschäftsführer des Medizintechnikunternehmens Ottobock mit seinem Science Center am Potsdamer Platz und dem Projekt Bötzow Berlin, realisiert mit Stararchitekt David Chipperfield (wir berichteten).

Alle Fotoprints entstanden, als Hassmann durch die Straßen von Santa Teresa lief. Die Arbeiten der Serie „24 Hours. Santa Teresa Project“ sind Unikate, „C-print Gigasec on metallic paper“, in den Maßen 127/197 cm.
Alle Fotoprints entstanden, als Hassmann durch die Straßen von Santa Teresa lief. Die Arbeiten der Serie „24 Hours. Santa Teresa Project“ sind Unikate, „C-print Gigasec on metallic paper“, in den Maßen 127/197 cm.

© Eva Hassmann

„Bei meinen Reisen lerne ich viele Orte kennen und habe auch in Rio de Janeiro ein neues Zuhause gefunden“, erzählt Näder dem Tagesspiegel. Weil den sozial vielfach engagierten Unternehmer „Sympathie für diese Stadt bewegt und ich gern etwas zurückgeben will“, kam ihm die Idee, „gemeinsam mit meinem Freund Peter Maffay in Rio ein neues Tabalugahaus für Kinder und Jugendliche zu gründen.“ Der Tagesspiegel solle bitte, unter anderem wegen seiner Seite „Wer hilft wem“, Tageszeitungs-Medienpartner in Berlin sein. So wünschte er es sich, und diese Zeitung nahm die Anfrage gerne an.

Mit der Berliner Schauspielerin und in der Filmbranche auch hinter der Kamera tätigen Künstlerin Eva Hassmann, die bereits Fotoauftragsarbeiten für Hans Georg Näder erstellte, ersann er die Idee, dass sie aus ihrer leuchtenden Fotoserie „24 Hours. Santa Teresa Project“ drei Unikate für eine Online-Versteigerung auf Ebay zur Verfügung stellen könne. Gefragt, gemacht, getan. Jogi Löw unterstütze das Projekt, um etwas zu schaffen, das auch dann bleibe, wenn der große Trubel um die Weltmeisterschaft wieder vorbei sei und die globale Aufmerksamkeit nachgelassen habe, heißt es im Tabalugahausteam um Ottobock-Sprecher und Projektleiter Karsten Ley. Joachim Löw und Peter Maffay haben die Fotounikate der Versteigerung handsigniert und rückseitig mit einem Grußwort versehen.

Joachim Löw und Peter Maffay haben die Fotounikate der Versteigerung handsigniert und rückseitig mit einem Grußwort versehen.
Joachim Löw und Peter Maffay haben die Fotounikate der Versteigerung handsigniert und rückseitig mit einem Grußwort versehen.

© Eva Hassmann

Die drei großformatigen Werke haben also einen hohen ideellen Wert, und das nicht allein für Fußballfans. Die Versteigerung beginnt am 16. Juni und das Finale der Charity-Auktion ist am 4. Juli. Das Mindestgebot für die dynamischen, auf silbernes Papier und eine dicke Metallplatte aufgebrachten Fotoprints liegt bei jeweils 7500 Euro. Geld, das Gutes tut – insgesamt wird natürlich noch viel mehr benötigt, daher wird auch um Spenden gebeten.

„Ich habe die Energie der Stadt Rio und des Bohemian-Viertels Santa Teresa mit meiner Canon, eine 5D Mark II, eingefangen“, sagt Eva Hassmann. Die 41-Jährige aus Tempelhof-Schöneberg war erst vergangenen Winter in Rio. Und als sie ankam, wirkte die Stadt erst einmal gar nicht copacabanamäßig leuchtend fröhlich, „sondern verregnet und grau“. Und dann hat sie sich trotzdem aufgemacht. Ist durch die Seitenstraßen geflitzt, immer auch die Kamera vor Augen, hat eine lange Verschlusszeit eingestellt und den Fotoapparat auch noch entgegen der Laufrichtung gezogen. So entstanden „die Kunstfotos mit diesen Wischern, die für mich das Dorf Santa Teresa und die lebhafte Stimmung in Brasilien wiedergeben.“ Doch Eva Hassmann sah auch Leid.

„Ich hätte mir das nicht vorstellen können“, sagt die leidenschaftliche Fotokünstlerin im Gespräch mit dem Tagesspiegel am Berliner Askanischen Platz, „wenn man in Rio an der Copacabana in die Seitenstraßen geht, wohnen da Kinder im Müll, deren Eltern sich nicht mehr kümmern, die keine mehr haben und die sich in Banden zusammenschließen, um sich überhaupt durchschlagen zu können.“ Da fühlte auch die Jungregisseurin und Fotokünstlerin den Wunsch, zu helfen.

„Dabei wäre aber womöglich preußisches Denken für Brasilien nicht kompatibel“, sagt Karsten Ley. Er ist Leiter der Unternehmenskommunikation bei Ottobock im Unternehmenssitz Duderstadt im Eichsfeld und Projektleiter des geplanten Tabalugahauses. Mafiöse Strukturen, Stillhalteabkommen zwischen der Regierung und Favela-Oberen: Es gibt laut Rio-Kennern viele Umstände, die bei einem solchen Hilfsprojekt bedacht und behutsam langfristig geplant werden müssen, um sinnvoll helfen zu können.

So sondiert das WM-Charityteam auch lokale Partner für eine dauerhafte Einrichtung oder ein Daycare-Center. „Ich wünsche mir einen Schutzraum für Kinder aus sozial schwachem Umfeld, dabei ist das Tabalugahaus in Duderstadt für mich Retreat-Vorbild“, sagt Hans Georg Näder. „Für mich ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Und sie soll den Grundstock für weitere Fundraising-Aktivitäten bilden.“ Und jetzt sollten bitte möglichst viele Menschen mitsteigern, damit alle Bilder möglichst für weit über jeweils 7500 Euro ihren Besitzer wechseln.

Fürs Tabalugahaus Brasilien ist jetzt die Kunst des Helfens gefragt.

Jetzt mitsteigern!

Die Benefizwerke:

Im üppigen Rausch der Farben – unter diesem Motto steht die Charity-Kunst von Eva Hassmann. Mindestgebot: 7500 Euro je Werk. Besichtigung der Originalwerke im Atelierhaus auf Bötzow, 16.6.–4.7., Prenzlauer Allee 242, Do.–Sa. 15–20 Uhr, So. 14–18 Uhr, möglich. Eintritt frei.

Der Initiator:

Mit seinem Projekt Bötzow Berlin plant Hilfsaktions-Begründer und Ottobock-Chef Hans Georg Näder einen zukunftsweisenden Komplex etwa mit Medizintechnik, Hotellerie und Start-ups.

Die Versteigerung:
Die Versteigerung 16. Juni bis 4.Juli: www.ebay.de/usr/tabalugahaus2014.

... Und die Facebookseite:
Alles rund um die Versteigerung auf www.facebook.com/tabalugagoesrio

kög

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