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Charlottenburg: In den Bahnhof Zoo sollen Spielhallen einziehen

Seit 2006 halten im Berliner Bahnhof Zoo keine Fernzüge mehr. Jetzt plant die Bahn auf 300 Quadratmetern Fläche zwei Automatencasinos. Der Bezirk und viele Händler befürchten eine "Rückkehr zum Schmuddelimage". Was denken Sie? Diskutieren Sie mit!

Seit Mai 2006 halten keine Fernzüge mehr im Bahnhof Zoo, aber die dortige Ladenzeile soll ausgebaut und modernisiert werden. Erst durch den geringeren Zugverkehr gebe es dafür Platz, hatte der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn argumentiert. Doch die neueste Idee der Bahn wirkt nicht wie eine Verbesserung: Nach Tagesspiegel-Informationen sind gleich zwei Spielhallen mit je 145 Quadratmetern Fläche an der Stelle des einstigen Postamts im Bahnhof geplant.

„Das ist nicht gerade die von der Bahn versprochene, attraktive Nutzungsmischung“, kritisiert der Charlottenburg-Wilmersdorfer Baustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU), dem gerade die Bauanträge der Bahn zugingen. Wirtschaftsstadtrat Marc Schulte (SPD) nennt es „eine Schande, wie die Bahn ihre eigenen Immobilien entwertet“. Spielhallen seien im Bezirk zurzeit „eine furchtbare Mode“. Insgesamt liegen 15 neue Anträge vor – unter anderem für den Kaiserdamm und die Uhlandstraße, wo ein Automatencasino bereits die ehemaligen Räume der Musikalienhandlung Riedel übernommen hat.

Klaus-Jürgen Meier, Vorstandschef der Arbeitsgemeinschaft City, reagierte überrascht und empört auf die Bahnpläne: Dies bedeute eine „Rückkehr zum Schmuddelimage“ und laufe Bemühungen zuwider, die Gegend aufzuwerten. Im benachbarten Amerika-Haus an der Hardenbergstraße residieren seit kurzem eine Planungswerkstatt für die City-West und die Geschäftsstelle der AG City.

Wer die Spielhallen betreiben will, ist unklar und geht aus den Bauanträgen nicht hervor. Von der Bahn AG war am Donnerstag keine Stellungnahme zu erhalten, weil Konzernsprecher nach eigenen Angaben vor allem mit den aktuellen Entwicklungen bei der Berliner S-Bahn beschäftigt waren. Der zuständige Stationsmanager wollte sich nicht äußern.

In den 70er und 80er Jahren galten der Bahnhof Zoo und die angrenzende Jebensstraße als Treffpunkt der Drogen- und Stricherszene; zu diesem Ruf trug bundesweit das 1978 erschienene Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ bei. In den 90er Jahren gestaltete die Bahn das Innere der Station um und setzte mehr Wachpersonal ein, um unerwünschte Besucher fernzuhalten.

Die Größe der geplanten Spielhallen liegt über dem Durchschnitt in der City-West, die meisten Betriebe werden mit 90 bis 95 Quadratmetern beantragt. Laut Stadtrat Gröhler hat dies baurechtliche Gründe: Ab 100 Quadratmeter Fläche wird die Verträglichkeit mit dem geltenden Planungsrecht genauer geprüft. Das Bezirksamt versucht, möglichst viele Anträge abzulehnen. Über die Spielhallen im Bahnhof ist noch nicht entschieden, die rechtliche Prüfung dauert an. Möglicherweise gibt es eine Handhabe gegen die Pläne. Denn laut Planungsrecht ist eine Bahnfläche nur für Nutzungen im Rahmen des Bahnbetriebs gedacht. Dies gilt zwar für Läden mit Reisebedarf – aber nicht unbedingt auch für Automatencasinos.

Was denken Sie? Sind die Casino-Pläne der Bahn eine Bereicherung für den Kiez oder befürchten Sie wie der Bezirk eine Rückkehr zum Schmuddelimage? Welche alternativen Ideen haben Sie für die Nutzung des Bahnhofes? Diskutieren Sie mit! Nutzen Sie dafür die Kommentarfunktion unter dem Artikel!

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