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© Thilo Rückeis

Charlottenburg: Umbau des Ku'damm-Karrees beginnt 2011

Im kommenden Jahr könnte der Umbau des Ku’damm-Karrees beginnen. Viele Nachbarn hoffen auf ein Ende der Tristesse.

Ins benachbarte Ku’damm-Karree geht Christine Niedack, Angestellte der Papeterie „Heinrich Künnemann Nachf.“ an der Uhlandstraße, nur selten. „Langweilig und deprimierend“ sei die großenteils leer stehende Einkaufspassage aus den 70er Jahren, „ich würde mich über einen Umbau freuen“. So sieht es auch ihre Chefin Helga Müller-Klatte, die das Geschäft seit 1967 betreibt: „So wie es ist, kann es nicht bleiben.“ Wäre die Passage belebter, würde der bauliche Zustand sie nicht stören. „Aber es ist eine tote Ecke geworden.“ Vor einer Großbaustelle nebenan hat die Händlerin keine Angst: „Ich habe das schon mal erlebt beim Bau des Karrees, es hat uns kaum beeinflusst.“

Die verbliebenen Mieter und die Nachbarn des Ku’damm-Karrees stimmen fast alle der Meinung des britischen Stararchitekten David Chipperfield zu, der das Gebäude „nicht funktional“ nennt und annimmt, dass niemand mit dem Status quo zufrieden sein könne. „Da ist halt nichts“, sagt Annina Toll, die auf der anderen Straßenseite des Kurfürstendamms das „Café Caras“ leitet. Sie gehe nur manchmal hinüber, um Kinderkleidung bei „Baby Walz“ oder Lebensmittel bei Kaiser’s zu kaufen. Auch Carsten Weimann, Restaurantleiter im „Karree Café“, wünscht sich Veränderungen – macht sich aber Sorgen, ob und wie lange das Café in der Passage bleiben kann.

Als möglicher Baubeginn gilt 2011, sofern der irische Investor Ballymore und die Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirkspolitiker den langen Streit um das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm bald beenden. Am Montag hatte Architekt Chipperfield, wie berichtet, eine neue Idee präsentiert: Er will die Komödie an einen „Max-Reinhardt-Platz“ an der Uhlandstraße verlagern und dafür das dortige Parkhaus abreißen. Direkt am Ku’damm könnte zusätzlich eine kleine Studiobühne mit 100 Sitzen entstehen.

Ein Publikumsmagnet war das Ku’damm-Karree nie, was auch an der Lage zwischen Uhland- und Knesebeckstraße liegen mag; hier sind die Passantenzahlen geringer als auf dem zentralen Teil des Boulevards zwischen Breitscheidplatz und Neuem Kranzler-Eck. Wichtigster Mieter im Karree war der Elektronikmarkt, der erst „Tema“ und später „Pro Markt“ und „Makromarkt“ hieß; doch 2005 schloss das Geschäft. Vor fünf Tagen eröffnete darin der Schnäppchenmarkt „Preistempel“. Solche Läden sind typische Zwischennutzer vor Bauprojekten. Langjährige Mieter wie die Kunstbuchhandlung am Eingang Knesebeckstraße sind dagegen verschwunden. Auch die Reihe der Bierkneipen im hinteren Teil des Karrees ist geschrumpft, Passanten blicken durch Fenster auf verwaiste Theken. Früher seien schon vormittags viele Kaffee- und Biertrinker gekommen, sagt eine Angestellte der „Berliner Bierstube“; gestern Mittag blieb sie lange allein.

Manche sehen die Neugestaltungspläne skeptisch. So fürchten Mitarbeiter des „Ristorante Da Papà“ an der Uhlandstraße, dass während der auf drei Jahre geschätzten Umbauzeit „Lärm und Dreck unser Geschäft beeinträchtigen“. Und die „Kurfürstendamm Interessengemeinschaft“, die mehr als 30 Anrainer vertritt, fordert eine Überarbeitung der Pläne. Der Verein lehnt die Theater-Verlagerung und auch die Schließung der Ausstellung „Story of Berlin“ ab – denn Ballymore will den von der Schau genutzten alten Atomkriegsbunker abreißen. Nach Ansicht des Vereins „muss der Ausverkauf der Kultur am Ku’damm gestoppt werden“.

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