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Berlin: Charmanter Star

Autor Jonathan Franzen im BE

STADTMENSCHEN

Erster Höhepunkt beim Internationale Literaturfestival am Donnerstagabend: US-Literaturstar Jonathan Franzen („Die Korrekturen“) stellte im Berliner Ensemble seinen soeben in Deutschland erschienenen Roman „Die 27ste Stadt“ vor. Viel Applaus gab es für den 44-jährigen New Yorker, als er, leicht verspätet und vom Jetlag gebeutelt, die Bühne betrat. Einen „publikumsfreundlichen“ Abend hatte Moderator und Autor Thomas Brussig („Helden wie wir“) angekündigt, und in der Tat zeigte sich der früher häufig als arrogant beschriebene Franzen gut gelaunt, beantwortete Fragen charmant und witzig und überraschte mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen. Franzen hatte Anfang der 80er Jahre in Berlin Germanistik studiert und sich mit Novalis und Goethe, aber auch mit Karl Kraus und Franz Kafka beschäftigt. In „Die 27ste Stadt“ werden, wie schon in den „Korrekturen“, erneut die Überreste des american dream besichtigt und seziert. Thomas Brussig lobte vor allem die soziologische Genauigkeit und die sprachliche Brillanz des Werkes. Der so Gerühmte gab sich bescheiden. Ein Schriftsteller sei lediglich eine Art Seismograph, der Schwingungen aufnehme, Belangloses ausfiltere und das Wesentliche weitergebe. Außerdem sei im Technologie-Zeitalter kein Platz mehr für homerische Dichtergestalten; da der überwiegende Teil der Menschheit sich nicht mit Literatur beschäftige, schreibe ein Autor heutzutage immer nur für Randgruppen. Allerdings, so fügte Jonathan Franzen in aller Bescheidenheit hinzu, sei in seinem Fall die Randgruppe doch erheblich größer als vermutet.

Bettina Klatz

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