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Berlin: Chatten ohne Ende: Fachtagung zu Internetsucht

20 Stunden saß der Junge schließlich vor seinem Computer ohne Pause. Er weigerte sich, in die Schule zu gehen, sein Handy ließ er klingeln, er schien verschwunden in der Welt des Internets.

20 Stunden saß der Junge schließlich vor seinem Computer ohne Pause. Er weigerte sich, in die Schule zu gehen, sein Handy ließ er klingeln, er schien verschwunden in der Welt des Internets. Die Mutter zog ihn zurück in die Realität, sie brachte den 17-Jährigen in die Jugendpsychiatrie. Circa zehn Prozent der Jugendlichen unter 20 Jahren sind von Internetsucht betroffen, sagte Kerstin Jüngling, Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention im Vivantes Klinikum in Neukölln. Gemeinsam luden die Suchtexperten und das Krankenhaus zur ersten Fachtagung zum Thema Internetsucht.

Der Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Oliver Bilke, behandelt jährlich 20 Jugendliche, die so stark internetabhängig sind, dass sie stationär behandelt werden müssen. Die Dunkelziffer der Betroffenen sei viel höher. Besonders betroffen seien depressive, ängstliche und kontaktscheue Jugendliche. Ab wann das Chatten und Spielen abhängig macht, sei nicht genau definierbar. Es ist ein schleichender Prozess, sagt Bilke. Von Warnzeichen spricht Jüngling, wenn das Internet plötzlich über allem stehe. Wenn ein Junge ständig sein Fußballtraining ausfallen lässt, weil er lieber vor dem Computer sitzt.

Die Gefahr liege darin, dass Jugendliche nicht mehr abschalten können und Angst haben, etwas in ihrer Parallelwelt zu verpassen, sobald sie nicht online sind. Eltern müssen aufmerksam sein, immer wieder nachfragen, sich die Internet-Welt von ihren Kindern erklären lassen, sagte Bilke. Den 17-jährigen Jungen habe er erst mal schlafen lassen und dann lange mit ihm gesprochen. Wie in Trance sei er gewesen. Zum Glück ist er wieder aufgewacht. yrü

Im Internet:

www.berlin-suchtpraevention

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