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Lernen hinter Gittern. Der Schulleiter der JVA Tegel wurde suspendiert.

© dpa

Chef der Einrichtung in der JVA Tegel: Koksender Schulleiter verurteilt

Der Leiter der Schule in der Haftanstalt Tegel wird wegen Rauschgiftbesitzes verurteilt und suspendiert.

In der Schule der Justizvollzugsanstalt (JVA) Tegel lernen rund 60 Jugendliche und Erwachsene, sie können dort zum Beispiel ihren Haupt- oder Realschulabschluss nachholen. Der Leiter der Schule ist dagegen abwesend – er ist suspendiert, genau gesagt. Der Beamte ist jetzt wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz vom Amtsgericht Tiergarten rechtskräftig zu einer Geldstrafe von 3000 Euro – 50 Tagessätze zu 60 Euro – verurteilt worden. Er war beim Kauf von 0,956 Gramm Kokain erwischt worden.

Nach Informationen des Tagesspiegels soll er beim Kauf des Rauschgifts an einen V-Mann der Polizei geraten sein. Dem suspendierten Schulleiter droht neben der verhängten Geldstrafe jetzt zudem ein Disziplinarverfahren. Claudia Engfeld, Sprecherin der Justizverwaltung, sagte dazu nur „allgemein“, dass „Zuwiderhandlungen beziehungsweise Verstöße gegen die Dienstpflichten eines Beamten entsprechend geahndet werden“.

Die Menge des Kokains, weniger als ein Gramm, deutet auf Eigenbedarf hin, nicht auf Handel. Normalerweise „läuft ein Fall bei dieser Menge unter ferner liefen“, sagt Tobias Kaehne, Sprecher des Landgerichts. Zur Besonderheit aber macht das Urteil die Position des Kokainkäufers. „Jemand, der für die Justiz arbeitet und dessen Hauptaufgabe in der Bearbeitung von Folgen von Straftaten liegt, der wird anders bewertet als jemand, der beruflich damit gar nichts zu tun hat“, sagt Kaehne. Man erwarte generell von Angehörigen des öffentlichen Dienstes in erhöhtem Maße, dass sie sich straffrei verhalten. Und es gebe „kein gutes Bild ab, wenn sich ein Angehöriger der Justiz“ nicht regelkonform verhalte.

Selbst in der JVA Tegel wussten bis jetzt nicht alle Mitarbeiter, warum der Leiter nicht mehr an seinem Arbeitsplatz war. Der Beamte hatte die Schule seit vielen Jahren geleitet, ein langjähriger Mitarbeiter der JVA beschreibt ihn „als Kumpeltyp, der in allen Bereichen beliebt war, sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Gefangenen“. Er habe sich sehr für seine Schüler eingesetzt und darauf geachtet, dass sie ihren Abschluss machen. „Er war kein Schnösel, er hatte keinerlei Standesdünkel“, sagte der Mitarbeiter. Ob der suspendierte Beamte wieder an an die Schule zurückkommen wird, ist unklar.

Ein anderer Mitarbeiter, der den Schulleiter auch seit vielen Jahren kennt, hielte das für keine gute Idee. „Der ist hier doch verbrannt.“ Jene Gefangenen, die von der Verurteilung wüssten, „kichern doch über ihn“. Die Gefangenen fänden es witzig, „dass jetzt eine Autoritätsperson gestolpert ist. Jetzt fühlen sie sich auf Augenhöhe mit so jemandem.“

„Für viele Gefangene sind wir automatisch Leute, die Regeln einhalten. Uns traut man Regelverstöße gar nicht zu“, sagt ein JVA-Mitarbeiter, der seit Jahren in Tegel arbeitet. „Mich hat ein Gefangener mal entgeistert gefragt: Ist das wahr, Sie trinken Alkohol?“

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