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Berlin: Christian Försch: Unter der Stadt: Franz Biberkopf und das Weichei

Warum immer dieser Drang zum Höchsten? "So wie der berühmte Franz Biberkopf verloren über den pandämonischen Alexanderplatz der zwanziger Jahre lief, irrt Paul Holbig über den seelenlosen Potsdamer Platz von heute".

Warum immer dieser Drang zum Höchsten? "So wie der berühmte Franz Biberkopf verloren über den pandämonischen Alexanderplatz der zwanziger Jahre lief, irrt Paul Holbig über den seelenlosen Potsdamer Platz von heute". Sagt der Klappentext. Doch Paul Holbig, der Held von Christian Förschs Romanerstling "Unter der Stadt", hat mit Franz Biberkopf den Gefängnisaufenthalt gemeinsam, sonst nichts. Er ist kein kantiger Sturschädel wie Biberkopf, sondern ein metropolitanes Weichei, einer, der an seinen halbgaren Männerfreundschaften laboriert und keine Chance zum Filmriss auslässt. Er soll einen Freund getötet haben, sitzt vier Jahre ohne besondere Vorkommnisse im Gefängnis, kommt frei - und hat statt Freunden plötzlich eine Million auf dem Konto. Ein ordentlicher Plot: Försch erzählt gemächlich, beobachtet gut, lässt die Personen lebendig werden in einer lakonischen, präzisen Sprache, die freilich die Abgründe, von denen der Klappentexter fabuliert, kaum zu öffnen vermag. Ein wenig Tatort-haft, das Ganze, und Berlin kommt über die Rolle einer attraktiven Folie nicht hinaus.

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