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Durchsucht wurde 2003 auch die Al-Nur- Moschee in Neukölln.Foto: dapd/Robert Michael

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Chronik: Berlin stand schon früher im Visier der Terroristen - vor fünf Jahren

Mit dem Schrecken davon gekommen vor fünf Jahren: Die Polizei war stets wachsam. Eine Chronik. Was Johannes Radke darüber schrieb.

Die Disko „La Belle“, das Maison de France und das Restaurant „Mykonos“: Namen, die in Berlin für Anschläge stehen. Doch vom Terror islamistischer Fanatiker blieb die Stadt bisher verschont – auch dank wachsamer Behörden.

2003: Das Bundeskriminalamt verhindert vermutlich einen Anschlag militanter Islamisten in Berlin. Mutmaßliche Sympathisanten von Al Qaida sollen zum Beginn des Irakkrieges ein „spektakuläres Selbstmordattentat als ein Fanal“ geplant haben. Spezialeinheiten stürmen die Al-Nur-Moschee in der Haberstraße in Neukölln und die Büroräume des Vereins „Die islamische Gemeinschaft Berlin“. In Charlottenburg nehmen Fahnder den Tunesier Ihsan G. fest, bei dem sie eine Pistole und Munition finden. In seiner Zweitwohnung entdecken sie ein Flugsimulatorprogramm, eine Chemikalienliste, Batteriesäure und ein toxikologisches Handbuch.

2004: Beim Prozess gegen Ihsan G. wird bekannt, dass er in der Al-Nur-Moschee Terrortrainings erteilt hat. 2001 soll er in Afghanistan von Al Qaida im Umgang mit Waffen und Sprengstoff geschult worden sein. Nach dem 11. September 2001 soll ihn Al Qaida beauftragt haben, in Deutschland Anschläge zu verüben.

2005: Innensenator Ehrhart Körting (SPD) warnt vor islamistischen Bestrebungen in Berliner Moscheen, die im Widerspruch zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Deutschland stehen. Bei einigen der rund 250 000 Muslime in der Stadt sehe er aufgrund fehlender Integration eine zunehmende Tendenz der Re-Islamisierung.

2008: Im Januar hinterlässt ein Syrer bei der deutschen Botschaft in Beirut mehrere Drohanrufe. Der Mann erwähnt den Prozess gegen einen der zwei „Kofferbomber“ und kündigt als Vergeltung einen Angriff auf das Bundesjustizministerium in Berlin an. Die libanesischen Sicherheitsbehörden können den Syrer jedoch rasch festnehmen. Er soll bei seiner Vernehmung auch Kontakte zu Al Qaida angegeben haben. Wenige Tage später geben die Behörden eine Sicherheitswarnung für jüdische Einrichtungen in Berlin heraus. Zuvor waren in Mitte vier Araber beim Ausspähen mehrerer Objekte ertappt und festgenommen worden.

2009: Die Sicherheitsbehörden beobachten eine deutliche Häufung von terroristischen Drohvideos. Insgesamt 24 Videobotschaften mit unmittelbaren Deutschlandbezügen und zum Teil in deutscher Sprache tauchen im Internet auf. Im Hintergrund wird in einem Film ein Bild vom Brandenburger Tor als mögliches Anschlagsziel gezeigt.

2010: Die Baitul-Mukarram-Moschee in Neukölln sagt kurzfristig ein Islam-Seminar ab, bei dem drei der radikalsten islamistischen Prediger Deutschlands auftreten sollten. In Videos verherrlichen die Mitglieder der Gruppe „Die wahre Religion“ den Märtyrertod, legitimierten den bewaffneten „Heiligen Krieg“ und sprechen sich für die Einführung der Scharia aus. Innensenator Körting begrüßt die Absage und die klare Positionierung des Vereinsvorstands gegen Fundamentalismus. Johannes Radke

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren"

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