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CHRONIK ZUR S-BAHNKRISE: Drama auf der Schiene

Mai 2009:In Kaulsdorf entgleist ein Zug. Ursache: ein gebrochenes Rad.

Mai 2009:

In Kaulsdorf entgleist ein Zug. Ursache: ein gebrochenes Rad.

Juni 2009: Das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) zieht einen Großteil der Züge aus dem Verkehr.

Juli 2009: Der S-Bahn-Vorstand wird entlassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

August 2009: Zwei Monate nach Beginn der Notfahrpläne fahren Züge wieder häufiger.

September 2009: Das EBA zieht erneut den Großteil der Wagen aus dem Verkehr, da Bremsanlagen jahrelang nicht ausreichend gewartet wurden.

Oktober 2009: Die S-Bahn kündigt Entschädigungen an.

Dezember 2009: Der S-Bahn-Betrieb wird wegen Schnee und Eis eingeschränkt. Das EBA verlängert die auslaufende Betriebsgenehmigung nur um ein Jahr. Laut Junge- Reyer fährt die S-Bahn erst in drei Jahren wieder normal. Silvester führt ein Stromausfall zu einem totalen Verkehrsausfall.

Januar 2010: Berlin will der Bahn das Monopol entziehen. Die S-Bahn setzt einen neuen Notfallplan ein. Wegen Schnees fallen 100 Züge aus. Die SPD- Fraktion beschließt, die S-Bahn notfalls zu verstaatlichen.

Februar 2010: Ein Schwelbrand an einer S-Bahn legt den Verkehr zwischen Blankenburg und Pankow lahm. Eine komplette Baureihe (485) aus DDR- Produktion wird aus dem Verkehr gezogen.

März 2010: Ein Fahrer löscht auf dem Bahnhof Petershagen einen Brand an der S-Bahn.

Juli 2010: Mehr als 20 Doppelwagen fallen wegen der Hitze aus. Die Klimaanlage im Führerstand schafft es nicht, die Temperatur auf einem Niveau zu halten, das für die technische Steuerung erforderlich ist.

Oktober 2010 Die Bremssandbehälter müssen nun täglich geprüft werden. Das dezimiert die Flotte zusätzlich. Die tägliche Prüfung der Bremsbehälter ist eine späte Folge eines Auffahrunfalls im November 2006. In Südkreuz war damals eine S-Bahn gegen ein abgestelltes Prüffahrzeug geprallt.

November 2010: Auf dem Bahnhof Neukölln schmort ein Kabel auf 100 Meter Länge durch. Auf dem Ring und im Südosten gerät der Verkehr durcheinander. Zudem bricht ein Großteil des Telefonnetzes in der Konzernzentrale zusammen, so dass die Kundenhotline nicht erreichbar ist – ausgerechnet an dem Tag, an dem Neuabonnenten letztmalig die Chance auf zwei Monate freie Fahrt nutzen können.

Dezember 2010: Winterbeginn – und prompt Chaos. Auf den Nord-Süd-Strecken legt ein defekter Rechner die Signale am Anhalter Bahnhof lahm. 341 Doppelwagen sind einsatzbereit – ein Viertel weniger als für den ohnehin eingeschränkten Fahrplan benötigt werden. Für den regulären Betrieb wären 562 Doppelwagen notwendig. Der Schienenbruch in Zehlendorf – fast schon harmlos.

Januar 2011: Es kommt noch schlimmer: Die Züge kommen wegen vereister Weichen nicht mehr in die Werkstatt, die Züge dürfen nur noch Tempo 60 fahren – eingesetzt werden nur noch 211 Doppelwagen. Auf vier Strecken gibt es gar keinen Zugverkehr. Der Senat fordert Taxi-Ersatzverkehr.

Februar 2011: Ein Warnstreik der Lokführer-Gewerkschaft betrifft auch die S-Bahn. Sie steht im Berufsverkehr still.

April 2011: Die Achsenprobleme erwischen nun auch die dritte Baureihe der S-Bahn.

Mai 2011: Ein Brandanschlag auf zentrale Kabel der Bahn am Ostkreuz schränkt den gesamten Zugverkehr ein und legt die S-Bahn lahm. Die Bilanz für das Jahr 2010 weist einen Verlust von 222,2 Millionen Euro aus.

November 2011: Die S-Bahn teilt mit, dass wegen Fahrermangels, mangelnder Winterfestigkeit bei Teilen der Flotte, verzögerter Inbetriebnahme sanierter Züge sowie mehrerer Großbaustellen mit erheblichen Einschränkungen im Winter zu rechnen ist. Thomas Friederich

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