zum Hauptinhalt

Berlin: Cihangir Gümüstürkmen fertigt Schuhe aus unüblichen Materialien

Der Bauch einer Blechdose bildet die Plateausohle, eine silberglänzende metallene Spirale windet sich zentimeterweit hinauf bis zur Ferse. Nicht gerade eine Wonne für die Füße, wohl aber fürs Auge.

Der Bauch einer Blechdose bildet die Plateausohle, eine silberglänzende metallene Spirale windet sich zentimeterweit hinauf bis zur Ferse. Nicht gerade eine Wonne für die Füße, wohl aber fürs Auge. "Metallska" ist kein Schuh, sondern ein Kunstwerk. Ob aus Blechdosen, Muscheln, Nudeln oder Legosteinen - die Kunstwerke von Cihangir Gümüstürkmen tragen ihre Namen nach den Models der 60er und 70er Jahre.

Deren Namen enden nämlich meistens mit a. Wie Silvana zum Beispiel. "Und irgendwie sind die Schuhe ja auch Modelle", sagt er, verdreht lächelnd die Augen und sein Gesicht wirkt jugendlich. Der 34-jährige Berliner türkischer Herkunft hat Schuhe zu Kunstwerken erklärt. In seiner Tiergartener Atelierwohnung finden sie im Regal oder auf dem Parkett Platz, zwischen riesigen Traumgemälden und Keramikmasken. In dieser bunten Schaffenswelt reihen sich 45 Schuh-Exemplare zu einer ungewöhnlichen Serie. Frauenschuhe aus Glas oder Draht, aus Gips und mit Schuhcreme poliert. Aschenputtelschuhe aus Perlen oder "Orientalska", aus deren Keramikleib das Lampenlicht durch Sterne schimmert.

1993 ließ Cihangir den Frisörberuf Frisörberuf sein, folgte stattdessen seinen orientalischen Wurzeln und seinen Träumen. Er begann als Maler und versuchte sich mit einigem Erfolg als orientalischer Tänzer; es folgten Auftritte und erste Ausstellungen. Als vor zwei Jahren der erste Kunstschuh aus Keramik entstand, war spontan eine Idee geboren, die er bis heute fortführt. Es blieb nicht bei der Keramik. Warum nicht auch Schuhe aus Blech?, fragte er sich, als er mal wieder die Augen über seine Blechdosensammlung schweifen ließ. Oder aus Muscheln, eingesammelt an Urlaubsstränden? Oder aus einer alten Jeans?

Ob genäht, gehäkelt, modelliert, geklebt oder genagelt, "als Künstler mag ich es, mich mit verschiedenen Materialien auseinander zu setzen. Wie forme ich diesen oder jenen Stoff zu einem Schuh? Das macht meine Serie aus." Auch bei Galeristen hat die außergewöhnlich Kollektion Interesse hervorgerufen. Ab Montag ist sie in der Galerie Art Works zu sehen. Die Kunstwerke sind für 500 bis 1000 DM zu erstehen. Und die Ideen? "Die kommen einfach so. Wenn ich einmal anfange, arbeite ich bis zum Umkipppen. Nicht das Ergebnis zählt, sondern das Entstehen lassen. Ich möchte schon lange einen Schuh aus Münzen machen, aber bisher habe ich keinen Klebstoff gefunden, der sowas hält."Ausstellungseröffnung am 7. November in der Galerie Art Works an der Kollwitzstraße 79 in Prenzlauer Berg.

Jördis Herr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false