zum Hauptinhalt

City-West: An jeder Ecke ein neues Hotel

Ob Backpacker-Haus, Luxusabsteige oder Klassiker: In der City West entstehen überall Großprojekte.

Unter den Hotelprojekten in der City West ist das künftige Waldorf-Astoria-Luxushotel das markanteste Bauwerk. Doch rund um den Bahnhof Zoo tut sich noch viel mehr: Geplant sind ein zweites Hotelhochhaus, ein großes Jugendhotel hinter dem Amerika-Haus und eine Wiedereröffnung des berühmten „Hotels am Steinplatz“. Das große Interesse an neuen Bauprojekten rund um den Ku’damm setzt sich so in der Tourismusbranche fort.

Eröffnet werden sollte das Waldorf-Astoria eigentlich schon im Dezember. Weil der Innenausbau aber „anspruchsvoller“ sei als erwartet, solle das Haus nun im Januar aufmachen, teilte das Büro von Gründungsdirektor Friedrich Niemann mit. Dann könnte ein weiteres Hotel-Großprojekt auf der anderen Straßenseite schon einen Schritt vorangekommen sein: Denn für das seit Langem geplante 119-Meter-Doppelhochhaus auf dem Nachbargrundstück des gleich hohen Zoofensters gibt es offenbar neue Chancen. Zurzeit verkaufen in den Resten des größtenteils abgerissenen Schimmelpfeng-Hauses zwischen Kantstraße und Ku’damm noch ein Plattenladen und andere Geschäfte. Laut Branchenkennern verhandelt der Eigentümer EH Estate Management aber schon mit möglichen Käufern, nachdem ein US-Investor 2008 abgesprungen war. „Mir ist bekannt, dass es Gespräche mit zwei Interessenten gibt“, sagt der Immobilienunternehmer Gottfried Kupsch, der zum Vorstand der AG City gehört. Ein Vertragsabschluss bis Jahresende sei denkbar, angesichts des Aufschwungs der City West in jüngster Zeit „ist die Zeit jetzt reif“. Als mögliche Nutzer der Kombination aus zwei gläsernen Türmen gelten ein Vier-Sterne-Hotel und Büromieter. Nach früheren Schätzungen dürfte der Bau 230 Millionen Euro kosten. Seit den neunziger Jahren liegt der Entwurf des Architekten Christoph Langhof vor.

Ganz in der Nähe deutet nur ein Bauschild die Rückkehr des berühmten „Hotels am Steinplatz“ an. 2012 soll in dem Baudenkmal am Steinplatz 4, Ecke Uhlandstraße, ein Fünf-Sterne-Haus mit 85 Zimmern öffnen. Das 103 Jahre alte Jugendstilgebäude ist neben den Hackeschen Höfen das letzte erhaltene größere Werk des Architekten August Endell in Berlin. Zur Institution wurde es, als Max Zellermayer 1913 sein Hotel eröffnete. Es war ähnlich luxuriös wie das größere Adlon. Zu den Stammgästen zählten Prominente wie Yehudi Menuhin, Romy Schneider und Günter Grass sowie zuvor russische Adelige, die wegen der Oktoberrevolution aus ihrer Heimat geflohen waren.

In den siebziger Jahren wurde das Haus zum Seniorenheim, später stand es zehn Jahre lang leer und verfiel. Nun hat sich ein neuer Eigentümer in den Altbau „verliebt“, wie die Architektin und Projektleiterin Claudia Dressler sagt. Der Geschäftsmann ist laut Handelsregister 73 Jahre alt und stammt aus Eberswalde. Er wolle dem Haus die „exklusive Identität zurückgeben und es wieder in die Berliner Gesellschaft einführen“, sagt Dressler, die sich davon auch eine Aufwertung des ganzen Steinplatzes verspricht. Geplant sind ein Spa im Dachgeschoss, ein Wintergarten im Innenhof und „gehobene Gastronomie“ im Parterre. Wer das Hotel betreiben wird, steht noch nicht fest.

Bauarbeiter sind auch am einstigen Oberverwaltungsgericht an der Hardenbergstraße 21 am Werk: Im November ist die Eröffnung des „aletto Hotel & Hostel“ mit 850 Betten in 232 Zimmern geplant. Der 1957/58 errichtete Bau hinter dem Amerika-Haus diente zuletzt der Berliner Bank und steht seit 2007 leer.

Hinter dem Projekt stehen drei Hotelfachleute, die mit weiteren Partnern bereits zwei Jugendhotels in Kreuzberg und Schöneberg betreiben. Doppelzimmer soll es ab 59 Euro pro Nacht inklusive Frühstück geben, Rucksacktouristen werden bereits für je 13 Euro in Sälen für bis zu zehn Personen übernachten können.

Zu den Investoren gehört Ansgar Nyhuis, der in den neunziger Jahren Mitbegründer der Hotelgruppe Meininger war. Er kündigt als Besonderheiten eine Dachterrasse mit guter Aussicht über die City West, einen gläsernen Außenfahrstuhl und Freizeitangebote an. So ist im Hof, der an die hinteren Gebäude des Theater des Westens grenzt, ein Bolzplatz mit kleinem Fußballfeld, Basketballkörben, Boule-Bahn und Kinderspielplatz geplant. Für die denkmalgeschützte schwarz-weiße Kachelfassade versprechen die Investoren neuen Glanz.

„Reiseveranstalter sagen uns: Endlich eröffnet so etwas mal wieder im Westen“, erzählt Nyhuis. Zur Zielgruppe des neuen Hauses zählen auch Geschäftsreisende. Jedes Zimmer außer der Säle für Backpacker erhält eine eigene Dusche und Toilette. Man konkurriert so auch mit dem 2007 eröffneten „Motel One“ neben dem Theater des Westens, wo sich auch was tut: Die Gasse zwischen Hotel und Bahngleisen soll attraktiver werden.

Das nahe „A&O“-Hostel an der Joachimstaler Straße fällt hingegen bald als Wettbewerber weg: Der Betreiber will es im Frühjahr schließen, weil der Vermieter das schmuddelige Gebäude mit Imbissbuden und dem Beate-Uhse-Sexmuseum immer weiter herunterkommen lasse.

Zur Startseite