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Berlin: Clever jobben

Die Berliner Wirtschaft braucht die Hochschüler. In der Gastronomie stellen sie schon jetzt einen erheblichen Teil der Aushilfskräfte Doch ein Nebenjob kann mehr sein als Broterwerb. Wer seine Tätigkeit klug wählt, kann davon später im Beruf profitieren

Mit dem Sommersemester beginnt für viele Studenten wieder die Suche nach einem passenden Nebenjob. In diesem Jahr werden sie gute Chancen haben, eine Stelle zu finden. Berlins Wirtschaft wächst, und somit werden wieder mehr Aushilfen gesucht als in den vergangenen Jahren. Schon 2006 konnte die Arbeitsvermittlung „Heinzelmännchen“ des Studentenwerks Berlin 10 000 Stellen mehr anbieten als 2005. Die Zahl der angebotenen Nebenjobs kletterte von 20 000 auf 30 000. „Auch in diesem Jahr wird sich der Trend fortsetzen“, sagt Elke Schupke, Bereichsleiterin für die Jobvermittlung beim Studentenwerk.

Mehr als 130 000 Studenten sind an den Berliner Universitäten und Hochschulen eingeschrieben. Mehr als die Hälfte von ihnen jobbt nebenbei. „Die Motive sind unterschiedlich“, sagt Schupke. In einer Umfrage des Hochschul-Informations-Systems (HIS) in Hannover gaben 41 Prozent der deutschen Studenten an, mit dem Job ihren Lebensunterhalt zu verdienen, 39 Prozent wollen sich etwas mehr leisten und 28 Prozent unabhängig von ihren Eltern sein. „Wer mit dem Nebenjob seinen Lebensunterhalt bestreitet, arbeitet bis zu 20 Stunden in der Woche“, erzählt Elke Schupke. Studium und Arbeit – ein Spagat, der in Zukunft noch schwieriger werden könnte. Die neu eingeführten Bachelor- und Masterstudiengänge sind straff organisiert. „Ich würde mich nicht wundern, wenn es durch die strengen Stundenpläne für die Studenten schwieriger wird, nebenbei zu arbeiten“, sagt Schupke. „Zumindest 20 Stunden in der Woche sind dann kaum machbar. Und falls demnächst noch allgemeine Studiengebühren eingeführt werden sollten, würde das Studium noch teurer.“

Aus der Berliner Wirtschaft sind studentische Aushilfskräfte jedoch nicht mehr wegzudenken. Besonders in der Gastronomie stellen sie einen großen Teil des Aushilfspersonals. „In manchen Kneipen und Restaurants wäre der Betrieb ohne die Studenten gar nicht möglich“, sagt Klaus-Dieter Richter vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in Berlin. Gerade im Sommer werden Aushilfen gebraucht. „Viele Angestellte sind dann im Urlaub, da sind Studenten für uns eine willkommene Bereicherung“, sagt Richter. Jetzt, da die Branche langsam wieder wachse, da Berlin als Touristenziel immer beliebter werde.

Aber nicht nur im Gaststättenbereich stehen die Jobchancen gut. Bei den „Heinzelmännchen“ werden im Moment besonders viele Umzugshelfer- und Promotion-Jobs angeboten. „Die Promotionjobs sind bei den Studenten eher unbeliebt“, erzählt Elke Schupke, „denn sie beinhalten oft das Risiko, dass die Arbeit einen hohen Provisionsanteil enthält“. Ein Job als studentische Hilfskraft (Hiwi) und Stellen als Pflegekräfte in Unikliniken seien hingegen immer schnell vergeben. Die Jobs bei den Professoren können auch ein gutes Sprungbrett sein: Einige Hiwis erhalten später eine Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiter.

Der durchschnittliche Stundenlohn für Studenten liegt in Berlin bei 8,50 Euro für einfache Tätigkeiten – etwas über dem Durchschnitt in den neuen Bundesländern. Für Tätigkeiten, für die Fachkenntnisse benötigt werden, lassen die Arbeitgeber zehn Euro und mehr springen. Theo Hafner vom Hochschul-Informations-System empfiehlt Studenten jedoch, nicht nur auf das Geld zu achten. „Am besten ist ein Job, der einen beruflich weiterbringt und der etwas mit dem Studienfach zu tun hat.“

Jens Heide, 31, hat diesen Rat befolgt und es nicht bereut. Er hat Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin studiert. Seine Diplomarbeit im Bereich technische Chemie hat er bei der Bayer Schering Pharma AG, damals Schering, geschrieben. „Mein Professor hatte Kontakte ins Unternehmen“, erzählt er. „Da hatte ich schnell ein Thema und einen Vertrag.“ Er bekam ein kleines monatliches Stipendium. Das Unternehmen stellte außerdem den gesamten Versuchsaufbau zur Verfügung. „Das Beste war, dass ich während der ganzen Zeit einen Mentor hatte, der mein Projekt betreute“, sagt Heide. Der Nebenverdienst während der Diplomarbeit machte sich bezahlt: Mittlerweile ist Jens Heide als Einkäufer bei Schering beschäftigt. „Das ist zwar nicht der Bereich, in dem ich die Diplomarbeit geschrieben habe, aber ohne diese hätte ich den Job vielleicht gar nicht bekommen“, meint er.

Carolin Jenkner

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