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Berlin: Computer in Schulen: Der Zusammenbruch ist programmiert Rechner fallen häufig aus, weil sie schlecht gewartet werden

Bund der Steuerzahler rügt Geldverschwendung

Der Bund der Steuerzahler warnt: Der Zusammenbruch der Computer-Ausbildung an Berliner Schulen ist programmiert, wenn die 30 000 Geräte nicht endlich systematisch betreut werden, heißt es im diesjährigen Schwarzbuch, das am heutigen Dienstag der Bundespressekonferenz vorgestellt werden soll. Die Senatsbildungsverwaltung hat das Problem jetzt erkannt. Sie will ab 2004 mit einem neuen „Support-Konzept“ gegensteuern.

Es hat lange gedauert, bis Bildungssenator Klaus Böger (SPD) reagierte. Zwar betrieb er vehement die Anschaffung von Rechnern mit Hilfe von Lottomitteln und Sponsorengeldern, so dass inzwischen 834 von 838 Schulen eine Computer-Ausstattung für Unterrichtszwecke haben. Die technische Betreuung der Geräte war allerdings von Anfang an ein Problem. Die zwölf Systemadministratoren, die von der Senats-Initiative Cids („Computer in die Schulen“) bezahlt werden, reichten nach Ansicht der Schulen nie aus. Letztlich blieben viele Probleme immer wieder an wenigen Pädagogen hängen, die zusätzlich zu ihren Lehraufgaben in den Computerräumen Wartungsarbeiten übernehmen. „Jeder wurschtelt vor sich hin“, lautet das Resümee eines Informatiklehrers. Dabei ist allen Beteiligten klar, dass technisches Personal für diese Arbeiten nicht nur besser geeignet, sondern auch preiswerter wäre.

Dass der Bund der Steuerzahler jetzt auf dieses Problem aufmerksam wurde, ist der Vorsitzenden der Gesamtelternvertretung der Spandauer B.-Traven-Gesamtschule zu verdanken. Dort lagen zeitweise fast alle 60 Rechner lahm, weil die Verträge zweier ABM-Kräfte nicht verlängert worden waren, die das Bezirksamt für die Wartung der Computer organisiert hatte. Elternvertreterin Renate Schusch wollte dem nicht tatenlos zusehen und wandte sich an das Abgeordnetenhaus. Als der bündnisgrüne Abgeordnete Özcan Mutlu den Bildungssenator im Mai auf das Problem im Rahmen der parlamentarischen Fragestunde ansprach, kam allerdings wenig dabei heraus: Böger beschied Mutlu, es gebe immer „eine bestimmte Klientel“, die sofort nach mehr Stellen rufe.

Inzwischen hat Böger offenbar seine Meinung geändert. Ab Januar 2004 soll es eine zweigleisige Unterstützung für die Schulen geben, kündigte sein Sprecher Thomas John auf Nachfrage an. Dieses neue „Support-Konzept“ besteht zum einen darin, dass die Schulen zusätzliche Personalmittel bekommen. Dies bedeutet, dass Lehrern mehr Unterrichtsstunden als bisher erlassen werden, damit sie sich etwa um Lernsoftware kümmern und ihre Kollegen beraten können. Für die technische Unterstützung und Wartung sollen andererseits die Bezirke zuständig sein, die dafür zusätzliche Gelder vom Bildungssenator bekommen werden. Über den Umfang der Personal- und Finanzmittel kann John noch keine Angaben machen.

„Der Philologenverband kämpft seit Jahren darum, dass die Schulen mehr Personal für die Betreuung der Computer bekommen“, sagt der Verbandsvorsitzende Jobst Werner. Als Leiter eines Gymnasiums weiß er, wovon er spricht: An seiner Schule seien größere Probleme bisher nur deshalb ausgeblieben, weil sich eine Schüler-AG um die Computer kümmert.

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