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Berlin: „Coole Schule“ oder soziale Kontrolle?

Wie Hamburg und Frankfurt notorische Schwänzer zurück in die Schule bringen

Die einen setzen auf Druck und Kontrolle, die anderen wollen schwache Schüler besser fördern. Unterm Strich haben aber die Schulbehörden von Hamburg und Frankfurt (Main) das gleiche Ziel wie auch ihre Berliner Kollegen: Lehrer und Eltern dafür zu sensibilisieren, dass Schuleschwänzen ein Problem ist, unter dem mehr Schüler leiden als bisher gedacht.

In Frankfurt begann das Umdenken vor drei Jahren, berichtet der dortige Schulamtssprecher Rolf Hahn. „Nachdem wir bemerkten, dass sich immer mehr Jugendliche während der Schulzeit in den Kaufhäusern herumtrieben und Computerspiele spielten, haben wir die Schulen befragt, wie viele und welche Schüler fehlen.“ Es zeigte sich, dass vor allem diejenigen wegbleiben, die kaum Perspektiven auf einen Abschluss haben. Das betrifft etwa 3600 der 90 000 Frankfurter Schüler. Durch die Umfrage sei vielen Lehrern das Problem erst richtig bewusst geworden. „Inzwischen reagieren die Schulen schneller als früher und sprechen die Eltern sofort an, wenn ein Schüler wegbleibt. Seit Oktober läuft in einer Schule das Modellprojekt „Coole Schule“: Lehrer und Pädagogen versuchen, Schwänzer behutsam wieder an den Unterricht heranzuführen. Hat der Versuch Erfolg, wollen andere Schulen einsteigen. Von Geldstrafen oder gar polizeilicher Unterstützung gegen Schwänzer hält Behördensprecher Hahn hingegen nicht viel.

Hamburg dagegen setzt auf Sanktionen, wenn Gespräche nicht fruchten. Auch müssen Schwänzer den versäumten Unterricht nachholen. Fehlen sie weiterhin, wird den Eltern eine Geldstrafe angedroht, sagt der Sprecher der Schulbehörde, Hendrik Lange. „Spätestens bei 50 bis 80 Euro Strafe achten die dann plötzlich sehr genau darauf, ob ihr Kind zur Schule geht.“ Im vergangenen Jahr seien so rund 100 Schwänzer wieder in die Schule zurückgekehrt. Neben Bestrafung probieren es manche Hamburger Schulen mit Prävention: So genannte Schulaufsichten – Gruppen von Lehrern und Pädagogen – sprechen Schüler an, die zu spät ins Schulgebäude kommen oder es auffallend früh verlassen. Diese moralische Hürde habe die Zahl der Schwänzer reduziert, sagt Lange. Außerdem kämen jetzt auch weniger Lehrer zu spät. lvt

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