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Eine Frau liegt im Bett und putzt sich die Nase.

© Maurizio Gambarini / dpa

Coronavirus in Berlin: „Sie haben irgendein Virus“ – Covid-19-Symptome und niemanden kümmert's

Seine Frau kam stark erkältet aus Mailand zurück, nun zeigt der Lehrer einer Berliner Schule selbst Symptome. Doch das scheint niemanden zu interessieren.

Was, wenn enge Familienangehörige kürzlich in Norditalien waren, krank zurückreisen – und man nirgends Hilfe bekommt? So ergeht es derzeit einem Mann aus dem Berliner Westen, der seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte. Vor etwa drei Wochen sei seine Frau auf einer Geschäftsreise in Mailand gewesen, erzählt er – zurück zu Hause sei sie sehr krank gewesen. „Irgendein Virus“ habe ihr der Arzt attestiert.

„Vor drei Wochen hat man noch nicht so wie jetzt über das Coronavirus gedacht“, sagte der Mann dem Tagesspiegel. Anschließend seien seine Tochter und seine Eltern, die gerade zu Besuch waren, krank geworden – und nun auch er selbst.

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Starker Husten, keinen Schnupfen, es fühlte sich an wie Grippe – die Corona-Symptome. Er habe dann irgendwann zwei und zwei zusammengezählt. „Als ich gelesen habe, dass das Virus in Italien schon seit Januar zirkuliert, habe ich bei der Hotline des Senats angerufen“, sagt er. Da sei keiner rangegangen oder es sei ständig besetzt gewesen.

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Schließlich habe er die Kassenärztliche Vereinigung kontaktiert. Was er da hörte, fand er unfassbar. „Da haben die mir gesagt, Mailand sei nicht betroffen – und ich solle mich beim Hausarzt melden.“

Ein Berliner berichtet, dass die zentrale Hotline seinen Fall als nicht riskant bewertet hat - obwohl er es nach offiziellen Leitlinien wäre.
Ein Berliner berichtet, dass die zentrale Hotline seinen Fall als nicht riskant bewertet hat - obwohl er es nach offiziellen Leitlinien wäre.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Die große Unsicherheit: Habe ich selbst das Coronavirus?

Mit seiner Unsicherheit fühlt er sich alleingelassen: Bevor man zu einer der sechs speziellen Ambulanzen in Berliner Kliniken geht, um sich testen zu lassen, soll man sich zunächst telefonisch anmelden. Aufgrund seiner Beschreibung habe er gedacht, dass ihm geraten würde, sich testen zu lassen.

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„Aber die haben gesagt, Sie sind kein Risikofall.“ Dabei hatte er Kontakt zu einer Person – seiner Frau – aus einem Risikogebiet. Laut eigener Aussage gehört er zudem zu einer Risikogruppe, er ist Diabetiker. Seine Hausärztin habe ihn für eine Woche krankgeschrieben. „Sie meinte, ich solle das jetzt einfach auskurieren.“

Wenn das Umfeld das Coronavirus nicht ernst nimmt

Die Schule, an der er als Lehrer arbeitet, hat er nicht über seinen Verdacht informiert, er wolle „kein großes Fass aufmachen“, schließlich sei er nicht sicher, ob er andere mit dem Virus anstecken könnte. Vergangene Woche hat er noch gearbeitet, hatte bereits Symptome.

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Auch von seinem Umfeld fühlt er sich nicht ernst genommen. „Ich wurde gefragt, warum sollst denn ausgerechnet du das haben“, sagt er. „Meine Frau und ich werden belächelt, wenn wir erzählen, dass wir uns Sorgen machen.“

Inzwischen gehe es ihm besser, das Wochenende und der Anfang der Woche seien schlimm gewesen. Wenn es ihm besser geht, will er kommende Woche wieder arbeiten. Ob er das Virus hatte, weiß er dann noch immer nicht.

Tilman Schröter

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