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Berlin: CSA-Bar

Eigentlich hatte der drinking man kaum noch Lust, sich auf der Karl-Marx-Allee eine Bar anzuschauen. Was da bislang bei den Trinktests geboten wurde, entsprach kaum oder gar nicht den Standards des elegant drinking.

Von Frank Jansen

Eigentlich hatte der drinking man kaum noch Lust, sich auf der Karl-Marx-Allee eine Bar anzuschauen. Was da bislang bei den Trinktests geboten wurde, entsprach kaum oder gar nicht den Standards des elegant drinking. So war die Hoffnung, das letzte Lokal auf der Liste werde überraschend anders und vor allem besser sein, eher gering. Aber die Vision, in der wuchtigen Prachtbauallee des Stalinismus eine ironisch-kongeniale Bar zu finden, glimmte noch. Wagen wir uns also in die CSA-Bar, einst Hauptbüro der gleichnamigen tschechischen Fluglinie.

Der breite Raum ist, nicht ganz untypisch in der Karl-Marx-Allee, enorm hoch. Gleich vorn in der Mitte prangt der weiße Tresen, gesäumt von acht kantig-viereckigen Drehhockern. Die Wand hinter dem Tresen zieren aufgesetzte, kanalartige und ebenfalls weiße Linienelemente. Unter der Decke hängen streng aufgereihte, dunkle Holzlamellen. Durch die Zwischenräume leuchten dezente Punktstrahler. Das Deckenensemble stammt angeblich aus den 50er Jahren und hat, wie der schlichte Name der Bar, die Ära der „Ceske Aerolinie“ überlebt.

Links und rechts vom Tresen stehen Würfeltische mit integrierten, putzigen Drehaschenbechern aus den 60er Jahren. Die Besucher sitzen auf Hockern und schwarzen Couchgarnituren. Insgesamt ein attraktives, sachlich-elegantes Design. Dazu wehen Jazz, Club-Culture-Sound und auch mal Schmachtgesänge von Barry White durch den Raum. Blickt man dann noch durch die teilweise verhängten, hohen Scheiben auf die novembrig-nasse Karl-Marx-Alle, ist die Metropolen-Melancholie perfekt.

Die Cocktailkarte ist umfangreich, protzt aber nicht. Der höfliche Keeper brachte zunächst einen Mai Tai und einen Harvey Wallbanger (Wodka, Galliano, Orangensaft). Etwas ungewöhnlich kam der Mai Tai im Whisky-Glas. Weitaus stärker irritierte jedoch das Aroma: Der Keeper hatte eine der härtesten Alkoholbomben produziert, die drinking man und compañera jemals unter dem Namen Mai Tai serviert bekommen haben. Mit dem Harvey Wallbanger konnte man sich jedoch mühelos anfreunden.

Es folgten ein angenehm sahne-süffiger, mit Muskat bestäubter Brandy Alexander und ein nicht-alkoholischer Lava Flow. Die Lava schlängelte sich in roten Spiralstreifen durch den weißen Drink, geschmacklich erinnerte die Komposition an ein Himbeersahnebonbon.

Also doch. Es gibt sie in der Karl-Marx-Allee, die Perle des elegant drinking. Auch wenn der Mai Tai zu dämpfen wäre. Aber allein das charmante Interieur macht das CSA zu einer der interessantesten Bars in der Stadt – und zu einem inspirierenden Modell für gründungswillige Wagemutige, die sich die Gründung eines aparten Lokals zutrauen, jedoch kein adäquates Design.

CSA-Bar, Karl-Marx-Allee 96, Friedrichshain, Tel.: 29 04 47 41, tägl. ab 20 Uhr

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