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Cube

© Simulation: 3XN

''Cube'': Der Würfel ist gefallen

Am Hauptbahnhof wird bis Ende 2010 das Bürohaus ''Cube'' errichtet. Hier sollen 600 Arbeitsplätze, ein Lichthof und ein Café entstehen.

Die „Insel“ Hauptbahnhof wird stückchenweise zum Festland – vorläufig noch auf dem Entwurfspapier. Nachdem die Immobilienfirmen Firmen Vivico und Meermann in den letzten Tagen ihre Pläne für Hotel- und Kongresszentren am (noch frei stehenden) Bahnhof vorgestellt hatten, setzte die bundeseigene Vivico gestern noch ein Bauprojekt drauf: Das gläserne, würfelförmige Bürohaus „Cube“ wird vermutlich das markanteste Bauwerk und soll bis Ende 2010 auf dem Washingtonplatz stehen. Die Bauherren hoffen, dass die Bahn als Mieter einzieht, aber die Verhandlungen dauern noch an.

Das Preisgericht unter Vorsitz von Architekturprofessor Johann Eisele entschied sich für einen Entwurf des dänischen Architekturbüros 3XN, das unter anderem auch die dänische Botschaft in Berlin baute. Die Planer setzen auf „Funktionalität, klare Linien und Schönheit“ und erwarten ein neues Wahrzeichen der Stadt. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, die in der Jury saß, sprach gestern von „hervorragender Architektur mitten im neuen Zentrum Berlins“. Der gläserne Würfel werde durch sein frei zugängliches Erdgeschoss mit großem Lichthof, Auditorium und Café auch öffentlich sein, und Architekt Eisele ist überzeugt, dass Touristen den Glaswürfel später als „Bild Berlins mit sich herumtragen“.

Der 12-stöckige Würfel wird dort entstehen, wo jetzt noch die Vivico in ihrem Pavillon über das künftige „Lehrter Stadtquartier“ informiert. Der Kubus ist über 42 Meter hoch – und auch breit, so dass im Haus eine Menge Platz für Büros ist. Vivico-Geschäftsführer Bernhard Hansen sprach von 600 Arbeitsplätzen im Haus, von zwei Chefetagen, einer Tiefgarage für 150 Fahrzeuge. Der Bauantrag für „Cube“ werde vermutlich schon im ersten Quartal 2008 gestellt, und ein Jahr später könnte der Würfel aus der Erde wachsen. An seiner detaillierten Planung soll noch gearbeitet werden. Etwa 2011 werde er vom geplanten Hotel- und Kongresskomplex der Vivico flaniert sein.

Die Cube-Glasfassade ist keine ebene Fläche, sondern wirkt rautenförmig. Die Scheiben, die sich öffnen lassen, neigen sich leicht einander zu, so dass sich das Licht bricht, der Würfel in der Sonne wie ein Diamant funkeln soll. Die Jury überzeugte, dass die Fassade durch „Einschnitte“ aufgelockert ist, jeweils drei Geschosse wie eine Einheit wirken, die Beschäftigten sich wie Nachbarn fühlen könnten. Der dänische Entwurf überzeugte das Preisgericht jedenfalls mehr als die Entwürfe weiterer renommierter Büros wie das von Foster + Partners (London) oder von Dominique Perault Architecture (Paris). Den zweiten Platz erhielten Auer + Weber + Assoziierte (München). Alle Büros hatten einen Würfel zu entwerfen, wie ihn schon 1994 der erste städtebauliche Wettbewerb, gewonnen von Oswald Matthias Ungers, für das Bahnhofsareal angeregt hatte. Seither wurde zunächst das größte Projekt der Gegend verwirklicht, der Hauptbahnhof.

Er hat nun alle weiteren Projekte im Schlepptau: Der deutsch-spanische Projektentwickler Meermann-Chamartin wird nördlich an der Invalidenstraße, im Anschluss an das Bahnhofsgebäude und über der Zufahrt des Tiergartentunnels sein Hotel-Kongress-Projekt verwirklichen. Die Vivico plant ein ähnliches Projekt mit vier Blöcken unterschiedlicher Sterne-Kategorie in Höhe des Bereichs Alt-Moabit, auch Wohnungsbau wird hier nicht ausgeschlossen. Das große Lehrter Stadtquartier zwischen Heide- und Lehrter Straße wartet noch auf den Entwicklungsschub. Vermutlich unter neuer Regie, denn die Vivico ist von der österreichischen Gruppe CA Immo erworben worden, die kartellrechtlichen Prüfungen dauern aber noch an.

Sicher aber ist: Die Zeit, in der der Berliner Hauptbahnhof mitten im Nichts stand, neigt sich dem Ende zu.

Christian van Lessen

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