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Berlin: Da ist noch Musik drin

Das Polizeiorchester soll eingespart werden. Ausgerechnet die Grünen machen sich jetzt für seine Rettung stark

Im vergangenen Jahr haben sie sich gewissermaßen selbst das Lied vom Tod gespielt: bei der feierlichen Amtseinführung von Polizeipräsident Dieter Glietsch. Der Chef hat es den Musikern des Polizeiorchesters zwar nicht ins Gesicht gesagt, aber seine Position war klar: „Wenn man gute Musik hören möchte, gibt es dafür auch andere Möglichkeiten.“ Allerdings: Für den Einsatz der 34 Orchestermitglieder gibt es kaum andere Möglichkeiten. Sie haben Musiker gelernt, nicht Polizist. Jetzt können sie wieder hoffen.

Nachdem bisher nur die CDU mit den Musikern auch das Abendland untergehen sah, kommt die Unterstützung diesmal ausgerechnet von den Bündnisgrünen – obwohl Polizeiorchester ein bisschen nach Reiterstaffel und grün gewandeter Folklore klingt. Aber die Grüne Alice Ströver, Vorsitzende des Kulturausschusses im Abgeordnetenhaus, findet: „Wenn man sie bezahlt, können sie auch Musik machen.“ Viele der zurzeit 34 Mitglieder des Orchesters sind – vorerst unkündbare – Beamte.

Berlin subventioniert das Orchester mit mehr als einer Million Euro jährlich. Der rot-rote Senat hatte sich in die Koalitionsvereinbarung geschrieben, „das Polizeiorchester aus der öffentlichen Förderung heraus“ zu nehmen. Wegsparen war damit gemeint, aber es sollte nicht so brutal klingen. Die Formulierung „hat ein bisschen was von Schildbürgerstreich“, sagt Alice Ströver. Denn die musizierenden Polizisten können nicht wie die Rolling Stones allein von CD-Verkäufen und Konzerten leben. Ströver empfiehlt eine Fusion des Orchesters mit seinem Brandenburger Pendant. Von dem sind – Ex-General und CDU-Innenminister Jörg Schönbohm sei Dank – noch stolze 49 Stellen übrig. „Zusammenarbeit ist nie ausgeschlossen“, sagt Schönbohms Sprecher in Potsdam. „Aber Fusion ist zurzeit kein Thema.“

Alice Ströver hält die Brandenburger Fusionsangst „für eine Qualitätsfrage“: Das Berliner Orchester habe unter seinem Dirigenten Peter Feigel sein Repertoire und Können erweitert. Zuletzt haben die Musiker bei der Trauerfeier für den erschossenen SEK-Beamten Roland Krüger gespielt.

„Dieser Auftritt war wunderbar, ganz große Klasse“, berichtet ein Sprecher von Innensenator Ehrhart Körting (SPD). Auch er kann sich auf lange Sicht eine Zusammenarbeit mit den Brandenburgern vorstellen. Aber eine Fusion stehe momentan ebenso wenig an wie eine voreilige Zerschlagung des Orchesters. Das Orchester diene nicht nur dem Image der Polizei, sondern eigne sich auch , „den Staat bei heiteren und ernsten Anlässen symbolisch zu repräsentieren“.

Auch in der PDS finden sich vereinzelte Sympathisanten des Polizeiorchesters. Offenbar will die Koalition nun prüfen, wie sich das Können der Musiker stärker als bisher zu Geld machen lässt. Also doch ein Schritt in Richtung Rolling Stones.

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