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Berlin: Da ist noch Musik drin

Popkomm: Die Branche will die Stars in die Stadt holen

Von Sabine Beikler

Die Unterhaltungsbranche freut sich: Europas größte Fachmesse für Musik und Entertainment, die Popkomm, zieht von Köln nach Berlin. Die Plattenfirmen hoffen jetzt, dass die Messe künftig stärker das Publikum einbezieht – und dass sie nicht wie in Köln nur einen Tag für alle offen ist. Weil die Branche davon abhängig ist, dass ihre Musik den Nerv des Publikums trifft, kündigt sie jetzt schon ein großes Staraufgebot für die erste Berliner Popkomm 2004 an. „Wenn die Labels schon hier sind, dann ist das ja wohl auch kein Problem für die Stars“, heißt es bei Sony, ohne konkrete Namen zu nennen.

„Popkomm muss da sein, wo die Musik spielt und wo die Industrie sie haben will“, sagte am Freitag Dieter Gorny dem „Kölner Stadtanzeiger“. Gorny, Vorstandschef der Kölner Viva Media AG und Veranstalter der Popkomm, verteidigte den Umzug der europaweit größten Fachmesse für Musik und Entertainment nach Berlin. Und entgegen allen Verdächtigungen, der Senat hätte den Standortwechsel mit Geld gefördert, sagen Vertreter der Unterhaltungsbranche: „Die Musik spielt inzwischen in Berlin.“ Es sei nur folgerichtig, dass die Popkomm sich umorientiere und an einem neuen Standort „etwas Neues ausprobiert“, sagt zum Beispiel Julian Krohn vom Universal-Label Motor Music. Das Unternehmen hat Künstler wie Eminem, Marilyn Manson oder Boomkat unter Vertrag.

In der Hauptstadt gibt es derzeit 150 kleine und mittlere Labels. Hinzu kommen „Global Player“ wie Universal oder Sony. 2004 will auch MTV Deutschland seine Zentrale von München nach Berlin verlegen. Neben den großen Konzernen siedeln sich in Berlin zunehmend Dienstleister wie Musikvideo-Produktionen, Agenturen oder Verlage an. Deshalb ist die Popkomm nach Ansicht von Branchenkennern auch in den „Strudel der Wegzüge“ geraten. Denn: Eine Fachmesse wie die Popkomm kann ohne Kunden auf Dauer nicht funktionieren. Die weltweite Krise der Musikbranche hatte sich schon im vergangenen Jahr auf die Popkomm niedergeschlagen: Knapp 800 Aussteller kamen nach Köln – ein Minus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr – und 14 550 Fachbesucher – 13 Prozent weniger als 2001.

Die Rechnung der Branche ist einfach: Musik handelt mit Emotionen, und wo kann man deren erste Regungen am besten beobachten, wenn man nach neuen Pop-Trends sucht? „In Berlin“, heißt es bei Sony und Universal. „Die Stadt ist tonangebend in der Musik“, sagt Julian Krohn. Aber nur wer schnell auf neue Trends reagieren kann, kann Hits landen und so Gewinn machen. Um der Musikbranche noch mehr Breitenwirkung zu verschaffen, will Wirtschaftssenator Harald Wolf die Popkomm zeitnah zur Love Parade veranstalten, wie er dem Tagesspiegel sagte. Das hört die Branche gern.

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