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© dpa-Zentralbild

Dach-Notrufe: Feuerwehr rückt aus wegen Einsturzgefahr

Der nasse Schnee drückt auf flache Dächer. Ein Tempelhofer Baumarkt wurde evakuiert, auch bei der Bahn mussten die Retter anrücken.

Auf dem Ikea-Parkplatz in Tempelhof brach Mittwochvormittag das Chaos aus. Erfolglos versuchten Mitarbeiter, die Autoschlangen über den verschneiten Platz zu leiten. Grund dafür war der drohende Einsturz einer Lagerhalle des Bauhaus-Markts nebenan. Der Druck der Schneemassen wurde für das knapp 500 Quadratmeter große Dach zu stark. Die Feuerwehr rückte mit mehreren Wagen an, um das Dach zu räumen. Umliegende Straßen wurden gesperrt, bis zur Autobahnauffahrt Alboinstraße gab es Staus. Auch Teile eines angrenzenden Matratzengeschäftes durften nicht betreten werden. Vertreter der Bauaufsicht begutachteten zusammen mit dem für den Bau verantwortlichen Statikbüro die Schäden und überprüften weitere Gebäude.

Es blieb nicht der einzige Dach-Notruf. Die Feuerwehr war am frühen Nachmittag bereits 53 Einsätze gefahren. „Neuschnee verbunden mit Tauwetter“ habe gefährlich auf viele Dächer gedrückt, sagte Sprecher Jens-Peter Wilke. Die Feuerwehr richtete Löschkanonen auf die Dächer und spülte den Schnee herunter. „Beim Bauhaus hat das geklappt“, so Wilke. Ausgelöst wurde der Einsatz an der Alboinstraße, weil Stahlstützen in einer Lagerhalle abgeknickt waren. Später waren auch Teile der Einkaufshalle gefährdet. Die „Rüstgruppe“ der Feuerwehr flickte die Träger und stützte sie ab.

Auch bei der Bahn mussten die Retter anrücken: Der Hauptbahnhof und der Bahnhof Friedrichstraße wurden von 2.30 Uhr bis kurz vor sechs Uhr teilweise gesperrt. „Es gibt Schneefangvorrichtungen an den Rändern des Daches, aber wenn es taut, kann ein Schneebrett rüberrutschen“, sagte ein Bahnsprecher.

Verantwortlich für die Dächerräumung sei der Gebäudeeigentümer, heißt es aus der Stadtentwicklungsverwaltung. Deshalb bekommt der Hauseigentümer die Rechnung der Feuerwehr. „Mehrere tausend Euro“ kamen beim Bauhaus zusammen, so Feuerwehrsprecher Wilke.

Für rund 1000 landeseigene Bauten ist die Berliner Immobilien Management zuständig. Und die „nimmt das Thema sehr ernst“ seit dem Einsturz der Eislaufhalle in Bad Reichenhall, sagt Geschäftsführungsmitglied Klaus Gendner. Seit 2006 laufe ein „Gebäudescan“, in diesem Winter würden „Bauten mit Gefahrenpotenzial“ überprüft. Die größte Schneeräumung gab es auf Dächern des Flughafens Tempelhofs vor der „Bread & Butter.“

Während die Messehallen in Cottbus wegen Schneemassen gesperrt wurden, gab es auf dem Messegelände am Funkturm keine Probleme: „Wo wir Publikumsverkehr haben, wird auf den Hallendächern geschippt“, sagte ein Sprecher. Im Olympiastadion war Pulverschnee vor kurzem per Hubschrauber weggeblasen worden; jetzt beschränkt man sich darauf, Eis und Schnee an den Rändern zu beseitigen. Die Dachmembran verkrafte 800 Kilogramm pro Quadratmeter und damit Schneehöhen bis zu drei Metern, hieß es. Auch in den Potsdamer-Platz-Arkaden ist wenig zu tun: Mitarbeiter sagten, auf dem Glasdach schmelze der Schnee durch die Wärme von unten einfach weg.

Immerhin ist der BSR das Tausalz trotz stark geschrumpfter Vorräte noch nicht ausgegangen. Auf den Straßen krachte es bis 14 Uhr rund 300 mal – aber meist ohne schwere Folgen. Die Flughäfen hatten in der Nacht rund 20 Maschinen nach Dresden, Leipzig und Hannover umgeleitet, am Mittwoch lief es wieder nach Plan. Laut Jörg Riemann vom Wetterdienst Meteogroup liegen 20 bis 35 Zentimeter Schnee. Rund fünf davon kamen in der Nacht hinzu. In den nächsten Tagen soll es meist trocken bleiben, aber tags tauen und nachts frieren.CD/obs/jra/ball

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