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Berlin: Dachdecker stieg ein

Nach einer Einbruchsserie hat die Polizei einen alten Bekannten festgenommen: Kletterdieb Angelo P.

Höhenangst kannte er nicht. 20 Jahre Berufserfahrung hatte Angelo P. als Dachdecker, doch seit Mitte der 90er Jahre missbrauchte der Weddinger seine Kunst – zum Einbrechen. Kein Dachgeschoss war vor ihm sicher, keine Mansarde zu steil, keine Luke zu eng. Mitte Juni begann der 47-Jährige erneut eine Serie von Wohnungseinbrüchen, allein 14 Taten im Bezirk Mitte gehen auf sein Konto. Am Dienstag wurde er in der Müllerstraße festgenommen. Jetzt sitzt er in Untersuchungshaft. Die Polizei prüft, wie viele Taten es in angrenzenden Bezirken waren. 1996 hatte die Polizei den Familienvater nach stadtweit 82 Einbrüchen geschnappt. Damals wurde er zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Als er wieder draußen war, gingen die Einbrüche weiter: Mal war es nur eine Einzeltat, mal eine kleine Serie, bis ihn die Polizei erneut festnahm. Das Jahr 2003 verbrachte der mittlerweile geschiedene Angelo Caesar P. wieder im Gefängnis.

Was ihn Mitte Juni dieses Jahres bewog, fast jeden Tag auf Tour zu gehen, dazu schweigt der Mann. Mit seiner Dachdeckerkluft aus Gesellenzeiten kletterte er tagsüber über Baugerüste und Treppenhäuser nach oben. Einige Male ließ er sich von Hausbewohnern sogar eine Leiter geben, wenn er nicht weiter- kam. Oben schlug er die Fenster ein oder hebelte sie auf. In Minuten raffte er Laptops, Fotoapparate, Schmuck zusammen – alles, was sich beim Hehler schnell versetzen ließ, am liebsten aber Bargeld.

Zeugen, die ihn herumturnen sahen, sprachen von einem „älteren Bauarbeiter“ – bei dieser Beschreibung klingelte es bei älteren Kripobeamten im Einbruchskommissariat. Sie lagen richtig. „Ich bin Dachdecker“, grinste der Festgenommene die Beamten an, als die fragten, wie er sich über derart steile Dächer getraut hat. „Das wagt sich wirklich kein Normalsterblicher“, sagte ein Ermittler in der City-Direktion 3. Als „rotzfrech und selbstsicher“ beschrieb eine Frau den Einbrecher bei der Polizei, nachdem bei ihr eine Scheibe eingeschlagen worden war. „Tut mir Leid, ich arbeite hier, die Versicherung trägt den Schaden“, antwortete der ertappte Angelo P. „Die Frau hat ihm das geglaubt“, sagte ein Kripobeamter.

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