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Dahlem: Skandal ohne Ente

Vor kurzem hatten Kinder auf einem Spielplatz in Dahlem eine tote Ente gefunden. Eine Mutter rief die Polizei. Jetzt ist der Kadaver spurlos verschwunden.

Eigentlich sollte die Ente auf Vogelgrippe getestet werden, doch der Kadaver ist spurlos verschwunden. Keiner weiß, wo das tote Tier abgeblieben ist, auch die Behörden nicht.

Was ist geschehen? Vor kurzem hatten Kinder auf dem Spielplatz am Lützelsteiner Weg in Dahlem eine tote Ente gefunden. Der Spielplatz liegt direkt neben dem Dreipfuhlteich, auf dem viele Enten und Blesshühner leben. Weil Enten zu den Tieren gehören, die sich mit dem gefährlichen Vogelgrippevirus H5N1 infizieren können und weil derzeit viele Wildvögel nach Deutschland zurückkehren, hielt eine Mutter eine vorbeifahrende Polizeistreife an. Der Beamte rief Verstärkung. Eine Stunde später trafen zwei Polizisten auf dem Spielplatz ein, fotografierten die Ente und nahmen sie mit. Damit verliert sich die Spur des Tieres.

Denn nach Auskunft der Senatsverwaltung für Verbraucherschutz ist der Kadaver weder im zuständigen Landeslabor Berlin-Brandenburg in der Invalidenstraße aufgetaucht noch im Veterinäramt Steglitz-Zehlendorf. Auch beim Polizeiabschnitt 43, in dessen Aufgabenbereich der Dahlemer Kiez und der Spielplatz fallen, weiß man nichts über die Ente. Einen schriftlichen Bericht gebe es nicht, heißt es. „Wir können nicht ermitteln, was mit dem Tier passiert ist.“ Auf der Wache sei die Ente nicht mehr, man habe nämlich keinen Kühlraum. Auch in der Kleintierklinik Düppel wurde sie nicht abgegeben.

Die Eltern sind sauer. „Erst wird man zur Wachsamkeit gemahnt, und dann passiert nichts“, sagt ein besorgter Vater, der in der Nähe des Spielplatzes wohnt. Dabei hat die Mutter, die die Streife angehalten hat, alles richtig gemacht. „Wer einen toten Wasservogel findet, sollte das den Behörden melden“, rät Elke Reinking, Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI). Das FLI hat seinen Sitz auf der Insel Riems bei Greifswald und ist Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit.

Auf keinen Fall sollte man tote Wildtiere mit bloßen Händen anfassen, warnt Reinking. Weniger gefährlich seien tote Singvögel. Die könne man in einer Plastiktüte in die Mülltonne werfen. „Die Behörde braucht man in diesen Fällen nicht zu informieren“, sagt Reinking.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Dahlemer Ente das gefährliche Vogelgrippe-Virus hatte, ist gering. In Deutschland sei in diesem Winter noch kein einziger Fall aufgetreten, sagt Institutssprecherin Reinking. Heike Jahberg

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