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Trotz Verfassungsschutz. Michael Müller zeichnete 2015 Imam Sabri noch mit dem Berliner Verdienstorden aus.

© Kitty Kleist-Heinrich

Dar-as-Salam-Moschee in Berlin: Hassprediger trat schon 2009 in Neukölln auf

Der Moscheeverein beteuert, nichts von den "problematischen Positionen" des Predigers gewusst zu haben. Noch 2015 erhielt der Imam von Michael Müller den Berliner Verdienstorden.

Von Frank Jansen

Im Fall der vom Verfassungsschutz beobachteten Dar-as-Salam-Moschee gibt es eine weitere aufsehenerregende Geschichte. Nach Recherchen des RBB ist der saudische Hassprediger Muhammad al-Arifi schon 2009 in dem Gotteshaus, das sich auch „Neuköllner Begegnungsstätte“ nennt, aufgetreten. Bislang war nur bekannt, dass al-Arifi 2013 in der Moschee predigen konnte.

Damals war der Saudi nach Berlin gekommen, obwohl er wegen seiner Hetze gegen Juden, Homosexuelle und Schiiten nicht in die Staaten des Schengen-Raumes einreisen durfte. Al-Arifi hat auch muslimischen Ehemännern empfohlen, ihre Frauen mit Schlägen zu züchtigen. Brisant ist zudem, dass al-Arifi 2009 in Begleitung von Reda Seyam in die Neuköllner Moschee kam. Der Deutsche ägyptischer Herkunft war lange einer der härtesten Wortführer der Berliner Salafistenszene.

Nach dem schweren Anschlag 2002 auf der indonesischen Insel Bali, bei dem mehr als 200 Menschen starben, stand er in Verdacht, einer der Drahtzieher gewesen zu sein. Der Generalbundesanwalt ermittelte gegen Seyam, eine Beteiligung an der Tat war ihm allerdings nicht nachzuweisen. Seit 2013 befindet sich Seyam in Syrien bei der Terrormiliz „Islamischer Staat“ und gilt dort als „Erziehungsminister“.

Erst predigen, dann distanzieren

2009 filmte Seyam in der Dar-as-Salam-Moschee den Auftritt von al-Arifi. Dazu gibt es ein Foto, auf dem auch der Imam der Moschee, Mohammed Taha Sabri, zu sehen ist. Sabri gibt sich seit Jahren betont tolerant und weist jeden Extremismusverdacht weit von sich.

Zum Auftritt von al-Arifi und Seyam teilt die Moschee nun mit: „Herr Seyam war Teil der Entourage Herrn Arifis und hat in seinem Auftrag gefilmt. Bis heute verweigern wir keinem Referenten/Prediger die Videoaufnahme seiner eigenen Vorträge“. Seyam sei 2009 vielleicht dem Verfassungsschutz und Lesern der „Bild“-Zeitung bekannt gewesen, „uns jedenfalls war er nicht in diesem Ausmaße bekannt“.

Zu al-Arifi heißt es, er sei weder 2013 noch 2009 von der Moschee eingeladen worden. „2009 erlaubten wir ihm aufgrund der Bitte einiger Bekannte bei uns zu referieren. Im Jahr 2013 sprach er selbst den Wunsch aus bei uns zu predigen“, steht auf der Website des Moscheevereins. Behauptet wird auch, 2009 „war uns Nichts über die problematischen Positionen des Herren bekannt“. Wissen über seinen Hintergrund „erwarben wir erst 2013 und haben uns öffentlich – bei der ARD Sendung Anne Will – von diesem Mann distanziert“.

Der Fall ist auch für den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) unangenehm. Müller zeichnete 2015 Imam Sabri mit dem Berliner Verdienstorden aus, obwohl die Moschee schon 2014 im Jahresbericht des Berliner Verfassungsschutzes stand. Die Senatskanzlei will davon nichts gewusst haben.

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