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Berlin: Darauf einen Rembrandt

Großer Andrang bei der Jubiläumsschau im Kulturforum: Schon mehr als 35 000 Besucher

„Ist das voll! Naja, ist halt Rembrandt.“ Die Frau vorm Eingang am Kulturforum in Tiergarten bringt es auf den Punkt. Mit 70 Exponaten in der Gemäldegalerie, 110 Druckgrafiken sowie zahlreichen Zeichnungen und Radierungen im Kupferstichkabinett haben die Staatlichen Museen eine große wie reizvolle Schau anlässlich des 400. Geburtstages zusammengetragen. Nun sind das hier zwar keine sich stundenlang windenden MoMa-Warteschlangen, doch ein wenig Langmut müssen auch Rembrandt-Fans mitbringen – erst recht, wenn es draußen ungemütlich ist und einen drinnen dieses typische heimelige Ausstellungsgemurmel umfängt.

Zunächst legen viele Besucher den Regenschirm ab und dann den Kopf in den Nacken: Am Eingang zeigt eine elektronische Tafel an, zu welchem Zeitfenster noch wie viele Tickets zu haben sind. Die Anzeige erinnert ein wenig an die Flughafentafeln. Klick, nur noch 98 Karten für den Einlass zwischen 10 und 11 Uhr. Damit es nicht zu voll und damit die Luft zu schlecht wird, dürfen stündlich nur 300 Gäste hinein, sagt Alexander Spaak vom Ausstellungssekretariat.

Am Sonntag hielten Chiara Cartia, 19, und Luca Petricca, 22, aus Rom das Ticket nach einer halben Stunde Wartezeit in der Hand. „Im Vergleich zu den zweieinhalb Stunden am Reichstag ist das nichts“, sagt Kunststudent Luca. Den Römer auf Berlin-Visite interessiert vor allem die Maltechnik des Niederländers Rembrandt Harmensz van Rijn. „Ich will mal gucken, ob er wirklich in drei Lagen gemalt hat.“

So bleiben viele Besucher vor den Schaukästen mit technischen Erläuterungen stehen: Wie Rembrandt mit der Sepia zeichnete, dieser aus dem Sekret des Tintenfisches gewonnenen Tinte. Oder wie er die Rötel führte, rote Kreide, auf Papier, das einst auch aus Lumpen gewonnen wurde. Die Gemälde sind mit Lichteffekten ausgeleuchtet – wer jetzt aber sein Fotohandy zücken wollte, um den Eindruck zu bewahren, wird von den Aufsichten schnellstens freundlich ermahnt, denn das ist verboten. „So eine schöne Schau, und so voll, da gibt es viel zu tun“, sagt eine Aufsichtsmitarbeiterin. Bis Sonnabendabend schlenderten bereits 34 000 Besucher durch die Rembrandt-Trilogie, täglich kommen rund 2500. Kinder vergnügten sich am Wochenende im Museumskindergarten.

Nun wird ja nicht allein der legendäre Mann mit dem Goldhelm nicht mehr Rembrandt zugeschrieben. Auch die „Anbetung der Könige“ stammt, anders als zunächst vermutet, von Gerbrand van den Eeckhout. Und es sind noch weitere Stiche und Zeichnungen in der Schau nicht vom Meister höchstpersönlich, sondern von Schülern geschaffen worden. Der Blick bleibt auch hängen bei der „Anbetung der Hirten bei Laternenschein“ – einer der bedeutendsten Radierungen.

Für all das hat Luise Neubauer indes keine Augen. „Ich habe mir nur die Werke in den anderen Ausstellungen der Galerie intensiv angeschaut, die ich jetzt für meine Prüfung brauche.“ Die 22-jährige Neuköllnerin studiert Kunstgeschichte an der FU. Und sie freut sich, „dass das Haus jetzt durch die Sonderausstellung mal mehr Gäste sieht.“

Noch bis 5. November, Kulturforum am Matthäikirchplatz 4/6 in Tiergarten, Do. 10 bis 22 Uhr, Mo. geschlossen, alle übrigen Tage 10 bis 18 Uhr. Tickets ab 6 Euro, VIP-Karten ohne Anstehen 30 Euro, Besucher unter 16 Jahren haben freien Eintritt.

Annette Kögel

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