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Julius Fischer erzählt in "Die schönsten Wanderwege der Wanderhure" aus seinem Leben.

© Oz Ordu

Darf wieder gedruckt werden: Die Wanderhure wandert wieder

Kurzgeschichten, die von Ninja-Plätzchen backenden Menschen in Peniskostümen handeln und sich mit der nervigen „Davon kann man leben?“ - Frage bezüglich schriftstellerischer Haupttätigkeit auseinandersetzen. Klingt harmlos, oder?

Ist es auch. Trotzdem gab es um den zweiten Kurzgeschichtenband von Poetry Slammer Julius Fischer „Die schönsten Wanderwege der Wanderhure“ mächtig Wirbel. Natürlich erinnert der Titel unweigerlich an die Sat-1-Trilogie und Bestseller-Buchreihe „Die Wanderhure“, weshalb der Verlag Droemer Knaur, der die Wanderhurenrechte besitzt, den Druck im Frühjahr per einstweiliger Verfügung beendete. Der Autor versuche auf den Erfolg der Romanreihe aufzuspringen, hieß es zur Begründung.

Der Dresdener Verlag Voland & Quist musste den Vertrieb seines Werkes „Die schönsten Wanderwege der Wanderhure“ also einstellen - vorerst. Durch eine Crowdfunding-Aktion wurden innerhalb weniger Tage mehr als 14 000 Euro zur Finanzierung eines Berufungsverfahrens gesammelt, am 5. August hob das Oberlandesgericht Düsseldorf das Urteil aus dem Frühjahr auf.

Die Wanderhure wandert also wieder durch den deutschen Buchhandel - aber wovon handelt dieser Kurzgeschichtenband überhaupt? Julius Fischer nutzt seine Kunstfreiheit, um auf 154 Seiten über völlig sinnfreie Themen zu philosophieren: „Kaminfeuer-DVDs sind wie Hüpfburgen oder Massenvernichtungswaffen: Man findet sie irgendwie geil, würde sie aber nie kaufen.“ Anekdote um Anekdote erzählt Julius von seinem Leben als Star mit Franz-Kafka-Fake-Account auf Facebook und von seinem Prollfreund Enrico. Der findet Julius „Gelaber“ ganz schön doof. Und da er das Buch nicht verkloppen kann, entscheidet er sich am Ende, Julius zu verkloppen. „Das ist ne blöde Schlusspointe.“, sagt der. „Is keene Pointe, is ne Punchline", meint Enrico.

Eigentlich ähnelt sich nur der Titel.
Eigentlich ähnelt sich nur der Titel.

© dpa

Und die Wanderhure? Die taucht nur in der ersten Kurzgeschichte auf. Einzig und allein ihr Verkaufsschlager wird parodiert, als Fischer sich über die wirtschaftliche Verwertung von Bestsellern auslässt. "Der Inhalt ist vollkommen irrelevant, es muss sich nur verkaufen" erkennt er direkt im ersten Kapitel. Deshalb der Buchtitel. Und weil’s lustig ist.

Julius Fischer, Die schönsten Wanderwege der Wanderhure. Voland & Quist, 2014. 160 Seiten. Buch + Cd 14,90 €.

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Jolinde Hüchtker

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