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Berlin: Das Abgeordnetenhaus würdigte den verstorbenen Ex-Senator

Das Abgeordnetenhaus hat gestern zu Beginn seiner Sitzung des FDP-Politikers Hans-Günter Hoppe gedacht, der am 22. März im Alter von 77 Jahren starb.

Das Abgeordnetenhaus hat gestern zu Beginn seiner Sitzung des FDP-Politikers Hans-Günter Hoppe gedacht, der am 22. März im Alter von 77 Jahren starb. Viele Abgeordnete kennen ihn noch als herausragenden Politiker, der in den sechziger Jahren als profilierter Senator und später 18 Jahre lang bis 1990 als einflussreicher Bundestagsabgeordneter viel für die Stadt getan hat. Hoppe war liberales Urgestein, ein Mann mit Eloquenz, Humor und politischer Raffinesse.

Parlamentspräsident Reinhard Führer erinnerte daran, dass Hoppe fast vier Jahrzehnte lang "politische Verantwortung in und für Berlin getragen und sich um unsere Stadt verdient gemacht hat. Für ihn war Berlin die Stadt des deutschen Schicksals, das auch sein Schicksal war".

Hoppe stammte aus Stettin. 1949 stand er als Student in Rostock wegen "Aufruhrs und Aufwiegelung" auf der Verhaftungsliste und flüchtete nach Westberlin, wo er sein Jurastudium beendete und anschließend zunächst an der FU Verwaltungskarriere bis zum Universitätsdirektor machte. Bereits 1952 zog er in das Abgeordnetenhaus ein, dessen Vizepräsident er zweimal von 1955 bis 1958 und von 1971 bis 1973 war. Im SPD/FDP-Senat von Willy Brandt wurde er 1963 Finanzsenator, seit 1967 war er Justizsenator unter Heinrich Albertz und Klaus Schütz. Das Senatsamt verlor er, weil die SPD nach der Wahl 1971 eine Allein-Regierung bildete.

Im Bundestag profilierte sich Hoppe als politisches Allroundtalent und temperamentvoller Debattenredner. Er war Präsidiumsmitglied der FDP, stellvertretender Fraktionschef, Haushaltsexperte, Vorsitzender des Innerdeutschen Ausschusses, Entwicklungspolitiker und von 1983 bis 1998 Kuratoriumspräsident der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE). Er gehörte mehreren Aufsichtsgremien an, so in Berlin dem Aufsichtsrat der Ausstellungs-Messe-Kongress GmbH, und er war Vorsitzender des Programmbeirats beim Haus der Kulturen der Welt. Als Bundesminister war er mehrfach im Gespräch, verzichtete aber immer. Seine Bühne war das Parlament, hier nahm er streitbar Einfluss, auch hinter den Kulissen. Und wo sich Hoppe engagierte, flossen die Haushaltsmittel. Auch Berlin profitierte davon. Er zählte zu den entschiedenen Entspannungspolitikern, achtete aber ebenso entschieden auf strikte Abgrenzung von der SED-Politik. Sein Wirken sei durch die Überzeugung geprägt gewesen "dass Deutschland seine Einheit wiedererlangen werde".

Zur Einheitswahl Anfang Dezember 1990 kandidierte Hoppe nicht mehr für den Bundestag, der ihn als "einen der letzten Grandseigneurs" verabschiedete. Senat und Abgeordnetenhaus ehrten ihn 1993 mit dem Ehrentitel eines Stadtältesten. Es wurde still um Hoppe. Er mied öffentliche Auftritte und Empfänge, die er doch jahrzehntelang genossen hatte.

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