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Berlin: "Das Arschloch war nur gespielt" - Christian Rahbari kommt zurück, vorerst auf der Theaterbühne

Die Fangemeinde ist verwirrt, und das schon seit Weihnachten. Erst taucht ein Foto von Christian Rahbari im Internet auf, es zeigt den "Hass-Talker" wie er Drinks serviert.

Die Fangemeinde ist verwirrt, und das schon seit Weihnachten. Erst taucht ein Foto von Christian Rahbari im Internet auf, es zeigt den "Hass-Talker" wie er Drinks serviert. "Wie soll ich das verstehen? Ist er jetzt Restaurant-Besitzer, oder muss er sogar kellnern? Bitte gebt mir Bescheid!!!", fleht "Garfield" auf der Homepage des Rahbari-Fanclubs ( www.rahbari.seite.ms ). Und dann liest der Mann, der am 12. Oktober vergangenen Jahres wegen antisemitscher Witze beim Privatsender "tv.Berlin" geschasst wurde, plötzlich ganz seriös die Nachrichten auf 93,6. "Nur vertretungsweise", wie sich auf Nachfrage beim Sender herausstellte.

Was tut einer, der über Nacht gefeuert wird, dessen Karriere von der einen auf die andere Sekunde an einem seidenen Faden hängt, weil er etwas sagt, dass man in Deutschland nicht sagen darf? Er könnte zurückschlagen, wie der bekannte SWR 3-Moderator Elmar Hörig, der wegen Witzen über Homosexuelle im März 1999 fristlos gekündigt wurde. Der damals 49jährige klagte, strich eine dicke Abfindung ein, fuhr nach Lanzarote und schrieb seine Memoiren. Dafür ist Rahbari mit 34 zu jung. Er tauchte erst mal unter. Jetzt bereitet er sein Comeback vor. Und darüber will er sprechen.

Mir gegenüber sitzt ein freundlicher Mann, der Wert legt auf Umgangsformen, der lächeln kann und sagt, er sei in Wirklichkeit "ein absolut harmoniebedürftiger Mensch". Das "Arschloch" habe er nur gespielt. Beim Milchkaffee auf dem Kudamm ist die bedrohlich-unangenehme Präsenz des Christian Rahbari aus dem Fernsehen verschwunden. Mit Georg Gafron, Sender-Chef bei "tv.Berlin", habe er sich außergerichtlich geeinigt. "Die Gehälter, die er zuerst nicht zahlen wollte, hat er bezahlt. Jetzt prüft mein Anwalt, ob wir auf Schadensersatz klagen." Viel Hoffnung mache er sich allerdings nicht. Vielleicht spürt er, dass dann der Satz mit den Juden und der Dusche wieder hochkochen würde, ihm eher schaden als nützen könnte.

"Mir stehen trotzdem die Türen noch offen", sagt Rahbari selbstbewusst. Nur eine einzige Absage habe er in den vergangenen Wochen erhalten. Die erste Tür öffnet ihm Claudio Maniscalco, Intendant des Hansa-Theaters. Ab 12. Februar moderiert Christian Rahbari dort jeden Montag die "Blue Night". Er will jungen Künstlern ein Forum geben, eine schräge Mischung aus Comedy, Tanz, Varieté und Musik präsentieren. "Alles ist erlaubt, jeder darf bei mir auf die Bühne", sagt er, "egal ob er auf den Fingern pfeifen oder richtig Faxen machen kann". Maniscalco hofft, mit der "Blue Night" vor allem Rahbaris Fangemeinde aus dem Fernsehen ins Volkstheater zu locken. "Das sind junge Leute zwischen 14 und 20, die weitersagen, wenn es ihnen gefällt."

Ganz neu ist das Konzept nicht, es erinnert an den "Blue Monday" im Vorläufer des Berliner Wintergarten-Varités, dem Quartier Latin. Rahbari glaubt dennoch an die Lücke, und, dass diese Show genau richtig sei, um wieder aufzutauchen. "Das hat nichts mit kleinen Brötchen backen zu tun", versichert er. Langfristig plant er jedoch Größeres. In seiner Schublade liege ein Konzept, mit dem will er die Talkshow in Deutschland revolutionieren. Mehr will er nicht verraten. Noch nicht. Nur eins noch, damit endlich Ruhe einkehrt in seiner Fangemeinde: Das Foto im Internet, das ihn in Kellner-Pose zeigt, ist sechs Jahre alt und stammt aus der BZ.

Eberhard Schade

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