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Berlin: Das asphaltierte Herz der Republik

Am Reichstag entsteht das Mini-Olympiastadion Das Grün soll nach der WM wieder sprießen

Der Geruch von frisch asphaltierter Straße liegt über dem Parlaments- und Regierungsviertel. Der Platz der Republik vor dem Reichstag sieht aus, als habe der Bau von Start- und Landebahnen begonnen. Oder die Anlage eines großen Parkplatzes. Dabei wird nur das Fundament für die Adidas-Arena in Form des Olympiastadions gegossen. Kein Hinweis, kein Bauschild klären darüber auf.

Aber die abgestellten Baufahrzeuge und Straßenwalzen lassen ahnen, dass noch mehr Grünfläche unter Straßenbelag verschwindet. Insgesamt 52 frisch angepflanzte Bäume und Hecken wurden beseitigt. Die meisten Touristen – auch viele Berliner – sind ratlos, was sie von Schotterflächen und Straßenbelag an diesem prominenten Ort halten sollen.

Linus Guggenberger, Christian Mänder und Philipp Kühl, auf Klassenfahrt aus Tuttlingen, spielen am Sonnabendmittag Fußball auf dem asphaltierten Gelände. Das finden sie großartig. „Aber besser fänden wir’s, wenn es hier grün wäre.“ Als sie hören, dass es hier grün war und jetzt ein kleines Olympiastadion zur Fußball-WM aufgebaut werden soll, wollen sie’s nicht glauben. „Wer braucht so ein Stadion, muss man dafür das Gelände verschandeln? Und was wird aus dem Blick auf den Reichstag?“ Eine ältere Berlinerin hat noch nichts von den Arena-Plänen gehört. „Ich bin erschüttert“, sagt sie. „Warum kann man das Stadion nicht auf der Wiese errichten?“

Touristen aus dem Rheinland wollen gehört haben, dass hier ein großer Busparkplatz entsteht. Ein Engländer, der lange nicht mehr in Berlin war, hat den Platz nur als abgesperrte Großbaustelle für den Bahntunnel in Erinnerung. Als der Mann hört, dass hier eine Arena entsteht, in der sich auf Leinwänden alle Spiele verfolgen lassen, ist er begeistert.

Das Stadion, in dem rund 10 000 Besucher Platz finden sollen, wird das Zentrum eines „Fußball-Parks“ auf dem Gelände sein. Rund fünf Millionen Euro will der Sportartikelhersteller in den Bau investieren, anschließend auch die Wiederherrichtung als Grünfläche bezahlen. Die Arena soll Herzstück eines Fußball-Parks auf dem Gelände sein.

Als Standort war zunächst der Schlossplatz im Gespräch. Wegen des störenden Palast-Abrisses bot sich eine Alternative an, die Adidas-Chef Herbert Hainer kürzlich als „erste Wahl“ bezeichnete. Der Platz vorm Reichstag sei immerhin das „Herzstück der Republik“.C. v. L.

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