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Berlin: Das Denkmal kehrt inach der Restaurierung erst im September 2000 zurück nach Mitte

Der Ausblick ist alles andere als majestätisch. Auf kahle Wände blickt der Alte Fritz mit seinem Rappen in der Tempelhofer Werkstatt.

Der Ausblick ist alles andere als majestätisch. Auf kahle Wände blickt der Alte Fritz mit seinem Rappen in der Tempelhofer Werkstatt. Kein Boulevard, keine Linden, keine Humboldt-Universität. Und es wird noch eine Weile dauern, bis der Preußenkönig auf seinen Stammplatz Unter den Linden zurückkehren kann. Denn das Standbild bleibt voraussichtlich bis zum September 2000 eingemottet.

Derzeit wird der 13 Meter hohe Koloss noch in der Werkstatt von Bettina Roß ausgebessert. Ursprünglich sollte das restaurierte Denkmal schon im letzten Monat auf den Boulevard Unter den Linden zurückkehren. Deshalb war auch der Mietvertrag für die 700 Quadratmeter große Werkstatt bis zum 31. Dezember befristet. Nun erhielten die Restauratoren von der Bauverwaltung den Auftrag, den restaurierten Fritz einzulagern. Ein teurer Spaß: 25 000 Mark verlangt die Werkstatt als Miete. "Weil die Kosten so immens hoch sind, wollten wir für das Denkmal eine unserer eigenen Lagerungsmöglichkeiten nutzen", sagt Dagmar Buchholz, Pressesprecherin der Bauverwaltung. Diese Pläne durchkreuzten allerdings die Denkmalschützer, weil sie einen Zwischentransport ablehnten.

Dass der Alte Fritz nicht sofort nach der Restaurierung aufgestellt wird, liegt daran, dass der Denkmal-Sockel Unter den Linden noch immer am falschen Platz steht. Nach einigem Hin und Her einigte man sich schließlich darauf, den Preußenkönig zwölf Meter in Richtung Brandenburger Tor zu verrücken; dorthin, wo er ursprünglich stand. Dafür muss die Bewag allerdings noch zwei Fernwärmerohre auf einen 200 Meter langen Abschnitt umlegen. Nach neun Monaten - im September 2000 - sollen die Arbeiten abgeschlossen sein und der Preußenkönig nach dreijähriger Abwesenheit auf den Boulevard zurückkehren.

Es ist nicht der erste Ausflug Friedrichs des Großen. 47 Jahre ist es her, dass Christian Daniel Rauchs Reiterstandbild zum ersten Mal von seinem Sockel verschwand und dieser gleich mit: Ein als Symbol des Feudalismus geschmähtes Kunstwerk wurde entsorgt. Allerdings wollte der Alte von seinem Stammplatz Unter den Linden nicht widerstandslos weichen. Nur bis zum Alexanderplatz schaffte es der Achttonner, dann brach er unter dem Reiterstandbild zusammen. Nachdem man das Gefährt zusammengeflickt hatte, ging es zum Ausgangspunkt zurück. Dort stand noch der Kran, mit dem das Zehn-Tonnen-Werk auf einen größeren Laster umgeladen wurde.

Lange Zeit lag das berühmte Denkmal anschließend hinter einem Bretterverschlag im Park von Sanssouci, erst 1962 fand es einen neuen Platz im dortigen Hippodrom. 1980 schwenkte die DDR-Führung erneut um und ließ das Denkmal an den Platz zurückholen, wo es am 31. Mai enthüllt worden war. Nur, dass es die Herren Honecker und Co. mit dem Standort nicht so ganz genau nahmen. 12 Meter westlich vom ursprünglichen Enthüllungsort platzierten sie den Alten Fritz. Das Vorhaben, den Preußenkönig im Zuge der Arbeiten wieder in die Mittelachse des Alten Palais zu rücken, galt lange als umstritten. Die Kosten der Aktion werden auf rund zwei Millionen Mark geschätzt.

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