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Berlin: Das deutsch-jüdisches Ausstellungs-Projekt wurde vom Feuer völlig zerstört

Die Jugendlichen, die sich vor dem ausgebrannten S-Bahn-Waggon am Anhalter Bahnhof versammelt haben, sind niedergeschlagen. Der Ort, an dem sie seit einem Jahr ihre Ausstellung "Für Juden verboten" zum jüdischen Alltagsleben im Berlin der Nazizeit zeigten und mit vielen Zeitzeugen sprachen, ist zerstört.

Die Jugendlichen, die sich vor dem ausgebrannten S-Bahn-Waggon am Anhalter Bahnhof versammelt haben, sind niedergeschlagen. Der Ort, an dem sie seit einem Jahr ihre Ausstellung "Für Juden verboten" zum jüdischen Alltagsleben im Berlin der Nazizeit zeigten und mit vielen Zeitzeugen sprachen, ist zerstört. Die hölzernen Sitzbänke sind abgebrannt, die Fensterscheiben geschwärzt und zersprungen.

Das Jugendprojekt des Vereins Miphgasch/Begegnung wurde vor acht Tagen durch einen Brandanschlag vernichtet. Am Montagnachmittag hatte der Verein zu einer Protestkundgebung am Tatort aufgerufen. "Wir haben gerade eine neue Ausstellung über unsere Reise nach Israel geplant, aber jetzt hat man uns alles kaputtgemacht", sagt Sebastian Neubauer, ein 17-jähriger Schüler aus Prenzlauer Berg. Die gleichaltrige Eileen Schneider dagegen berichtet von neuen Plänen. Die historische Ausstellung mit Briefen, Fotos und Dokumenten bedrängter Berliner Juden soll möglichst rekonstruiert werden und in wechselnden S-Bahn-Wagen auf das Streckennetz geschickt werden.

Zumindest am Montagabend wurden die Jugendlichen mit ihrem Protest nicht allein gelassen. Die Berliner Sängerin Jalda Rebling sang auf Jiddisch ein Lied aus der Zeit der Shoa: ". . . hat man uns gemacht zu Schand und Spott." Andreas Nachama, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, bat die Jugendlichen, sich nicht entmutigen zu lassen. Wie notwendig die vom Verein Miphgasch geförderte Form der aktiven Geschichtsauseinandersetzung sei, "wissen wir jetzt, da wir diese Zerstörung sehen."

Es gibt bislang kein Bekennerschreiben und offenbar keine sonstige Spur zu den Tätern. Miphgasch-Geschäftsführer Bernd Gabler sagte gegenüber dem Tagesspiegel, der Staatsschutz gehe davon aus, dass es sich um eine mutwillige Brandstiftung gehandelt habe. Eine Selbstentzündung sei jedenfalls auszuschließen, weil der freistehende Waggon keinen Stromanschluss hatte.Informationen zur weiteren Arbeit des Jugendprojekts unter Tel.: 47 47 48 07

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