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Berlin: Das Drama der Aydins

Wie türkische Blätter über die drohende Ausreise der kurdischen Familie berichten

Auch die türkischen Blätter berichteten ausführlich über das Schicksal der Familie Aydin. In der vergangenen Woche zeigten sich die Zeitungen solidarisch mit der Familie. Der Vorsitzende des parlamentarischen Petitionsausschusses, Ralf Hillenberg (SPD), hatte die angeblichen Aktivitäten des Vaters für die PKK als Grund für die drohende Ausweisung genannt, aber alle türkischen Zeitungen gaben als Grund nur die „falschen Angaben“ beim Asylantrag an, ohne die kurdische Abstammung der Familie zu erwähnen.

Auch über die drohende Verhaftung des Familienvaters bei einer Abschiebung berichteten die Zeitungen bisher nicht. Das zeigt sowohl, dass Kurdistan immer noch ein Tabuthema ist, als auch, dass die Zeitungen die Familie offenbar nicht in Gefahr bringen möchten. Über die Abstammung der Aydins hatte die Hürriyet einige Tage zuvor lediglich geschrieben, „die Familie aus Mardin“. Bei den Türken ist bekannt, dass diese Stadt im kurdischen Gebiet im Südosten der Türkei liegt. Dort in den Bergen kämpft die Armee derzeit wieder gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK.

Das Schicksal der Familie beschäftigt die türkischen Blätter seit Wochen. „SPD-Abgeordnete engagieren sich für die Aydins“, schrieb zum Beispiel die Tageszeitung Türkiye in einer Überschrift bereits am 4. April. „Der Asylantrag der 13-köpfigen Familie war abgelehnt worden, weil sie mit falschen Papieren gestellt worden war. Nur Hayriye und zwei ihrer Geschwister dürfen bleiben“, hieß es im Text.

Einen Tag zuvor hatte der Tagesspiegel berichtet, dass die Diskussion um ein Bleiberecht für die kurdischstämmige Familie nun auch den Landesparteitag der SPD beschäftigt. Die Delegierten hatten an die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus einen Antrag überwiesen, das Bleiberecht für die ganze Familie zu prüfen. „Die Familie wurde bekannt, als die Tochter Hayriye von Bundespräsident Horst Köhler einen Integrationspreis bekam“, schrieb die Türkiye in ihrem Bericht außerdem. Bald darauf prüfte der Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses diesen Fall.

Am 23. März berichtete auch die Hürriyet über das Schicksal der Familie. Der Seitenaufmacher erschien im Rahmen einer aktuellen Serie über die Lebenssituation der türkischen Familien in Europa. „Abschiebedrama im Deutschland des Jahres 2006“, prangerte die Zeitung über der Überschrift des Textes an. Die Überschrift lautete: „Diese Familie soll getrennt werden.“ Dazu zeigte das Blatt das Familienfoto der Familie aus Anatolien. Ganz vorne ist die 17-jährige Hayriye zu sehen. Resolut schaut sie in die Linse des Fotografen. Auf einem anderen Bild sah der Leser Hayriye, wie sie im heimischen Wohnzimmer einem Fernsehteam ein Interview gibt. „Die deutschen Medien zeigen großes Interesse an der bekannt gewordenen Familie Aydin“, hieß es in der Unterzeile.

Suzan Gülfirat

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