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Berlin: Das eigene Baby mit Handtüchern erstickt

Als sie in den Sommerferien mit ihrer Mutter zur Großmutter nach Thüringen fuhr, ahnte niemand etwas von dem Geheimnis der Gymnasiastin. Sie fühle sich nicht so gut, sagte die gerade 18 Jahre alt gewordene Mandy D.

Als sie in den Sommerferien mit ihrer Mutter zur Großmutter nach Thüringen fuhr, ahnte niemand etwas von dem Geheimnis der Gymnasiastin. Sie fühle sich nicht so gut, sagte die gerade 18 Jahre alt gewordene Mandy D. (Name geändert) ihrer Oma am Morgen des 27. Juli vergangenen Jahres und blieb im Bett. Erst zwei Tage später wurde das Drama in dem 300-Seelen-Dorf Rockstedt entdeckt: Mandy D. soll ihr Baby kurz nach der heimlichen Geburt mit Handtüchern erstickt haben. Seit gestern steht sie vor dem Landgericht.

Sehr schlank und blass ist die dunkelhaarige Angeklagte. Eine Schülerin, die die 12. Klasse besucht, ein Mädchen fast noch. Sie muss sich wegen Totschlags verantworten. Weil "hochgradig persönliche Dinge" zu besprechen seien, schließt das Gericht zum Schutz der jugendlichen Angeklagten die Öffentlichkeit aus.

Am frühen Morgen hatte die Schülerin ohne Hilfe einen Jungen zur Welt gebracht. Sie soll das Neugeborene mit Handtüchern erstickt und in eine Plastiktüte gesteckt haben. Diese verstaute sie in einem Schrank. Gegenüber ihrer Oma sprach sie von Übelkeit. Als die besorgte Großmutter dann das Bett aufschütteln wollte, entdeckte sie das blutige Laken. Mandy D. brach zusammen, zeigte auf den Schrank. Sofort fuhr die Familie mit der jungen Frau und dem toten Baby ins Krankenhaus. Drei Tage später wurde die Schülerin dem Haftrichter vorgeführt, gegen Auflagen jedoch auf freien Fuß gesetzt. Gerichtsmediziner stellten fest, dass Mandy D. ein gesundes Kind zur Welt gebracht hatte. Mandy D. aber will geglaubt haben, dass der Junge schon bei der Geburt tot gewesen sei. Weil er keinen Laut von sich gegeben habe. Das erklärte sie nach Angaben des Vertreters der Anklage den Richtern. Erst zwei Monate vor der Geburt will sie die Schwangerschaft bemerkt haben. Warum vertraute sich die Schülerin niemandem an? War es Scham, war es die Angst, das Kind würde den eigenen Lebenslauf verbauen? Wusste sie nicht, dass es in Berlin so genannte Babyklappen gibt? Voraussichtlich am Donnerstag soll es zu einem Urteil kommen.

Kerstin Gehrke

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