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Berlin: Das erste Mal

60 000 Jugendliche ab 16 Jahren durften am Sonntag die Bezirksverordnetenversammlungen mitwählen

Berlin hat die Wahl – und zum ersten Mal durften in der Hauptstadt auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben. Allerdings nur für die zwölf Bezirksverordnetenversammlungen. Rund 60 000 wahlberechtigte Jugendliche waren das, 92 von ihnen feierten am gestrigen Wahlsonntag sogar noch ihren 16. Geburtstag und sind somit rechtzeitig stimmberechtigt geworden. Aber auch für rund 30 000 18-jährige Berliner war es am Sonntag das erste Mal, dass sie ihre demokratischen Rechte wahrnehmen durften: Mit ihrer Stimme entschieden sie mit, wer künftig die Regierung in Berlin übernehmen wird. Der Tagesspiegel hat sich gestern auf die Suche gemacht und die Jungwähler nach ihren Erfahrungen beim ersten Mal befragt.

Mit seinem Moped-Helm unterm Arm schlendert der 18-jährige Sven Baatz aus seinem Wahllokal, der Fritzlar-Homberg-Grundschule in Tiergarten. Für Sven, der Schüler am Canisius-Kolleg ist, war „völlig klar“, dass er wählen geht. „Ich fand’ das schon irgendwie einen besonderen Moment“, sagt er. Vorher habe er Sorge gehabt, dass er vielleicht doch einen der Zettel aus Versehen falsch ausfüllt. „Aber so schwer war das ja nicht.“ Auch welcher der 23 Parteien er seine Stimme gibt, hat er sich vorher genau überlegt. „Ich habe den Wahl-O-Mat im Internet ausprobiert.“ Bei der Online-Wahlhilfe mussten 20 Fragen beantwortet werden; das Ergebnis gab die Übereinstimmung mit den Wahlprogrammen der großen Parteien in Prozenten wider. Außerdem, sagt Sven Baatz, habe er noch Parteiveranstaltungen besucht.

Das hat Sebastian Finke aus Neukölln zwar nicht gemacht. Aber am Mittag vor dem Basketballtraining versichert der 16-Jährige, dass er noch zur Wahl geht. „Erst wollte ich nicht. Aber ich habe mich von Freunden überzeugen lassen, dass man den Anfang machen muss, damit am Ende nicht alle fernbleiben.“ Er wird die Partei wählen, die seine Eltern wählen – mehr verrät der Realschüler nicht.

Auch die Geschwister Johannes und Sarah Aron (16 und 18 Jahre) haben sich mit ihrer Mutter auf den Weg ins Wahllokal gemacht. Für beide war es das erste Mal. Johannes sagt, seine Schwester und seine Mutter hätten ihn überredet. „Im Nachhinein bin ich aber doch froh“, sagt er. „Es ist eine interessante Erfahrung gewesen.“ Es sei ein gutes Gefühl, „mitbestimmen zu können“, sind sich die beiden einig. Über die Parteien haben sie sich in den Medien informiert. Aber auch mit Freunden wurde häufig diskutiert. Die Geschwister besuchen eine Fachoberschule. Auch ihre Mitschüler würden zum Großteil wählen gehen.

Erst mal schön frühstücken, hat sich Patrizia Mahmoud (18) gedacht. Dann ist sie mit ihren Eltern ins Wahllokal gegangen. „Für mich war eigentlich auch klar, dass ich wählen gehe. Schließlich war es das erste Mal“, sagt sie. Patrizia, die eine Ausbildung zur Kosmetikerin macht, fand es richtig, dass sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch macht. Den Akt, zur Wahlurne zu gehen, empfand sie allerdings nicht als „weltbewegend“. „Es ist ja nur eine Stimme von so vielen“, sagt sie. Sie habe sich eine Partei ausgesucht, „die zu mir passt“. Eine völlig andere, als ihre Eltern wählen.

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